Oberhausen. Die Stadt rüstet sich für Folgen des Klimawandels. Modellprojekt gestartet. Lange heiße Sommer und häufige Starkregen bringen viele Probleme mit sich.

Oberhausen im Sommer 2030: Wochenlang steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Immer wieder treten nach ein paar Tagen mit solcher Hitze heftige Sturzregen auf. Bäume und Sträucher sind danach entwurzelt, Straßen verschlammt, Keller stehen mehrmals im Jahr unter Wasser. In den Krankenhäusern herrscht Hochbetrieb, weil viele Menschen in der Hitze kollabieren. So in etwa muss man sich die Folgen des Klimawandels in Mitteleuropa vorstellen. Bei der Stadt Oberhausen laufen jetzt Planungen, sich ge­gen diese Folgen gezielt zu wappnen.

Verkehrsinseln als Rückhalteraum

Der Umweltausschuss des Rates hat im Herbst 2015 grünes Licht dafür gegeben, dass die Stadt Oberhausen am Modellversuch „eea plus Klimafolgenanpassung“ des Landes, so der Name, teilnimmt. Das kostet sie zunächst weniger als 2000 Euro. Denn das Land NRW übernimmt 90 Prozent der Kosten für den Modellversuch.

Markus Werntgen-Orman, Bereichsleiter Umweltschutz bei der Stadt, erläutert die Hintergründe. „Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten“, sagt er. Deshalb gelte es, Strategien zu entwickeln, wie man mit den Folgen umgeht. Viele kleine Schritte auf verschiedenen Feldern seien nötig, um damit besser als heute leben zu können.

Das fange bei der innerstädtischen Vegetation an. „Die meisten heutigen Stadtbäume stammen ja noch aus der Zeit der Industrialisierung“, gibt Werntgen-Orman zu bedenken. Die Straßenbäume, die damals gepflanzt wurden, sollten möglichst widerstandsfähig gegen die hohe Luftverschmutzung sein.

Verkehrsinseln als Rückhalteflächen für Hochwasser

„In Zukunft haben wir an sie ganz andere Ansprüche“, fährt der Umweltexperte fort. Bäume, die beim Klimawandel hilfreich sein sollen, müssten besser als bisher die langen Trockenzeiten vertragen und gleichzeitig sturmresistenter sein.

Keine Kanalisation könne auf jene Wassermassen ausgelegt sein, die bei Starkregen anfallen. Das wäre unbezahlbar. „Wir müssen uns also überlegen, wie wir mit diesen nicht planbaren Wassermassen umgehen. Wohin kann man sie leiten, damit es nicht zu großflächigen Zerstörungen oder gar zu Personenschäden kommt?“, fragt Werntgen-Ormann.

Zum Glück macht man sich überall in der Welt Gedanken darüber. So gilt als eine Möglichkeit jene, grüne Verkehrsinseln, von denen es viele im Stadtgebiet gibt, so umzugestalten, dass jede von ihnen auch als Rückhaltefläche für Hochwasser dienen kann.

Großflächige Dach- und Fassadenbegrünungen

Schließlich gelte es, das Leben in der Hitze erträglicher zu machen – ohne Energieverbraucher wie Klimaanlagen. „Man kann Heizungen auch zur Kühlung nutzen, indem man kaltes Wasser darin zirkulieren lässt“, gibt Werntgen-Orman zu bedenken.

Begrünte Dächer von oben, ein Beispiel aus Herne.
Begrünte Dächer von oben, ein Beispiel aus Herne. © Hans Blossey

Großflächige Dach- und Fassadenbegrünungen wiederum könnten einen Beitrag dazu leisten, mehr Grün in die Stadt zu bringen. Dadurch würde Staub gebunden und die Luft befeuchtet. Die Entstehung von Kaltluft würde begünstigt und so die starke Aufheizung gemildert.

Bei Neubauten Kaltluftschneisen einplanen

Gegenstand des Modellprojekts ist es nach den Worten des Umwelt-Bereichsleiters, auf all diesen Gebieten eine Ist-Analyse über den heutigen Stand der Klimafolgen-Anpassung zu machen und daraus ein Arbeitsprogramm abzuleiten, das in Zukunft umgesetzt werden müsste.

Um der Regen-Wassermassen besser Herr zu werden, müssten Höhenmodelle entwickelt werden. Die Schaffung von Kaltluftschneisen setze bei Neubauten eine andere Anordnung der Häuser voraus. „Da stehen wir noch ganz am Anfang“, so Werntgen-Orman. Die entsprechenden Konzepte seien aber wiederum die Voraussetzung dafür, um für konkrete Projekte auch staatliche Fördermittel beantragen zu können. „Wir wollen die Stadt auch in Zukunft lebenswert erhalten – vor allem für die größer werdende Zahl älterer Menschen.“ Das sei die große Aufgabe.