Oberhausen. Die ersten Bewohner sind in die neue Klimaschutzsiedlung in Oberhausen eingezogen. Bis Ende 2018 soll die Siedlung komplett fertig sein.

In den ersten Fenstern hängen schon die Gardinen. Autos stehen in den Einfahrten, Nachbarn kommen in Pantoffeln aus ihren Häusern, um Abfall in die Mülltonnen zu werfen. So langsam füllt sich die Neubausiedlung Am Tüsselbeck mit Leben. Hier in Schmachtendorf entsteht Oberhausens erste Klimaschutzsiedlung. Ende vergangenen Jahres sind die ersten Bewohner eingezogen; die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern sind bereits komplett belegt.

Insgesamt sind 44 Wohneinheiten fertiggestellt: 20 Einfamilienhäuser und sechs Mehrfamilienhäuser. Doch fertig ist die Siedlung noch nicht. Bis Ende 2018, so der Plan von Bauherr Klaus Störmann, sollen zusätzliche 42 Einfamilienhäuser und vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 20 Wohnungen entstehen.

Was macht ein Klimahaus aus?

Es riecht noch ganz neu. Die Wände in der noch nicht bezogenen Wohnung sind strahlend weiß, der Fußboden ist frisch verlegt. Eine wohlige Wärme durchflutet den Raum. „Die kommt von einem einzigen Heizkörper, der die gesamte, 65 Quadratmeter große Woh­nung aufwärmt“, erklärt Markus Robenek. Der Bottroper Architekt ist Bauleiter der Siedlung. Eine regulierbare Lüftung sorge dafür, dass sich die Wärme in der ganzen Wohnung verteilt, erklärt Robenek. Eine Besonderheit der Schmachtendorfer Klimahäuser.

8,7 Millionen Euro investiert

Die Investitionssumme für die Klimaschutzsiedlung im Neubaugebiet Am Tüsselbeck in Schmachtendorf beträgt insgesamt 8,7 Millionen Euro. Das Land NRW bezuschusst den Bau mit rund 4,76 Millionen Euro. Da es sich um öffentlich geförderten Wohnungsbau handelt, benötigen ihre Mieter den sogenannten Wohnberechtigungsschein, um hier einziehen zu können.

Wenn es nach der Stadt Oberhausen geht, sollen der Siedlung in Schmachtendorf weitere folgen. Dafür sucht die Stadt nach Investoren. Klimaschutzsiedlungen können auf jedem Baugrund in Oberhausen entstehen.

Kalte Luft wird angesaugt und gelangt vorgewärmt in die Wohnungen. Die verbrauchte Luft wird ausgetauscht. Die Technik sei unschlagbar, setze aber Mitarbeit der Bewohner voraus. „In einem Klimahaus gelten ganz besondere Regeln“, erklärt Bauherr Störmann. Fenster oder Türen im Winter offen zu lassen, ist tabu. „Das müssen die Leute erst verinnerlichen.“ Die meisten machen intuitiv die Fenster auf, um frische Luft reinzulassen. „Aber bei uns macht das die Lüftung. Auch wegen Schimmelbildung muss sich niemand sorgen“, erklärt Markus Robenek. Jeder neue Mieter bekommt vor dem Einzug alle nötigen Informationen.

Was macht neben der Lüftung noch ein Klimahaus aus? „Die extrem gute Dämmung“, erklärt Robenek. Das Haus bekomme quasi eine komplett geschlossene Hülle, damit die Wärme nicht nach außen abgegeben wird.

Günstige „zweite Miete“

In Oberhausen haben die Gebäude zusätzlich auch Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern. Rein rechnerisch produzieren diese Anlagen sogar mehr Strom, als die Häuser für den Eigenbedarf benötigen. Dieser Strom könnte also ins allgemeine Netz eingespeist werden. „Aber das hängt natürlich stark vom Nutzungsverhalten der Bewohner ab“, sagt Robenek. Eines stehe aber außer Frage: Selbst wenn die Bewohner mehr Strom brauchen, als selbst produziert wird – das Fernsehbild bliebe deswegen nicht schwarz. In so einem Fall kommt der Strom aus dem externen Netz.

Klimaschutzsiedlungen seien nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für deren Bewohner, schwärmt Oberhausens Planungs- und Umweltdezernentin Sabine Lauxen. Sie schonten nämlich das Portemonnaie. Stichwort „zweite Miete“: Die Nebenkosten in der Klimaschutzsiedlung seien konstant niedrig. „Das schafft auch eine gewisse Planungssicherheit“, sagt Lauxen. Investor Klaus Störmann hat bereits eine ähnliche Siedlung in Gladbeck gebaut. Er rechnet vor: Ein „normaler“ Durchschnittspreis für die Heizkosten liege bei 1,40 bis 1,50 Euro pro Qua­dratmeter im Monat. In Gladbeck seien es nur rund 60 Cent.