Oberhausen. . Thomas I. erhielt als Prinz von Groß-Oberhausen viel Lob und Anerkennung. Doch den Vereinen stehen Umbrüche im Saalkarneval bevor. Eine Analyse.
Der Fisch ist gegessen — und auch die Narrenspielzeit 2015/2016 ist seit Aschermittwoch Geschichte. Eine äußerst kurze und für die Tollitäten anspruchsvolle Session liegt hinter der Narretei. Was gut gelang und wo der Karneval handeln muss, steht in unserer Sessions-Analyse.
Sessionslänge
Es war ein regelrechter Narren-Sprint: In 92 Tagen hetzten die Karnevalisten von Termin zu Termin. Zieht man den karnevalsfreien Dezember ab, blieben den 18 Vereinen gerade einmal neun Wochenenden, um alle Kürungen, Prunksitzungen und Karnevalsumzüge durchzuziehen. Im kommenden Jahr entspannt sich das Kalender-Theater merklich: Erst am 1. März endet die Session 2016/2017. Damit haben die Tollitäten satte 18 Tage mehr Zeit. Die Vereine sollten diese nutzen, um ihre Termine voneinander zu entzerren, selbst wenn sie damit alte Gewohnheiten aufgeben.
Prunksitzungen
Wenig Zeit, viele zeitgleiche Sitzungen: Überschneidungen ließen sich nicht vermeiden. Das merkte man in den Sälen: Das Ebertbad mit 360 Plätzen war fast immer ausverkauft, Vereine in der Luise-Albertz-Halle müssen aber weiter hart kämpfen, um in die Nähe der Kapazität von 1100 Narren zu kommen. Wer nicht nur mittelgroß feiern möchte, wird Kräfte bündeln müssen. Soll heißen: Gemeinschaftssitzungen mehrer Vereine. Die Variante von AOK Weiß-Rot und Dampf drauf war ein Anfang. Mit ordentlichen 700 Besuchern dürfen sich zwei alteingesessene Gesellschaften allerdings nicht zufrieden geben. Ob es Nachahmer gibt, bleibt abzuwarten. Prunksitzungen müssen attraktive Programme bieten, um Unentschlossene vom Sofa loseisen zu können. Das muss nicht immer ein teurer Stargast sein — Abwechslung, Qualität und ein schlanker „offizieller Teil“ helfen. Klar ist: Kompromisse muss man vertragen können, wenn zwei Vereine gemeinsam feiern.
Stadtprinz
Seine Amtszeit begann unmittelbar nach den Terroranschlägen von Paris denkbar schwierig. Doch Prinz Thomas I. (Dietz) traf den richtigen Ton. 260 Termine, 4000 gefahrene Kilometer. Geschickt: Er baute die Gesellschaften in sein Prinzenlied ein und warb für Zusammenhalt. Auch das Kinderprinzenpaar Silvan I. und Chantal II. sowie das Dreigestirn um Prinz Marcel I. waren eine Bereicherung. „Die Vielfältigkeit und Herzlichkeit hat mich überrascht“, resümiert der Stadtprinz. Zugleich kritisierte er, dass es schwierig sei, gegen Unruhe in großen Sälen anzureden. Die kommende Tollität ist mit Mario Hochmuth (für die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft) gefunden. Auch ein Prinz für die übernächste Session steht nach unseren Informationen in Lauerstellung.
Vereine
Nach 30 Jahren verabschiedete sich die 1. KG Narrenzunft und kündigte an, sich im März aufzulösen. Zugleich drängen wohl bald neue Vereine, wie die KG Eisenheim Zick Zack und KG Zomkhosi in den Hauptausschuss. Die Mitgliederzahlen sind konstant, allerdings zersplittert die Narretei deutlicher in kleinere Vereine. Große Gesellschaften zusammenzuhalten, wird immer mehr zum Kraftakt. Vielfalt ist nicht schlecht, aber: Bei kleinen Sitzungen mit wenigen Kartenkäufern wird es schwerer, ansprechende Programme zu finanzieren.
Umzüge
Hinterher ist man immer schlauer: Die Absage der Veedelszüge in Alstaden und Vondern mag vom tatsächlichen Wetter nicht nötig gewesen sein, doch die Entscheidung war richtig. Sicherheit geht bei Sturmwarnungen vor! Die Züge waren schlechter besucht als im Vorjahr, die Stimmung am Wegesrand aber hervorragend. Vor allem die sonnenverwöhnten Osterfelder machten beim Kinderzug beste Werbung für den Straßenkarneval.
Diese Zukunftsprojekte stehen auf dem Plan
Das Karnevalsmuseum ist im Januar eröffnet worden und hat für Aufmerksamkeit gesorgt. WDR und RTL berichteten im TV. Nun müssen schnell verlässliche Öffnungszeiten her.
Wie es mit der neuen Frauensitzung weitergeht, entscheidet sich noch. Klar ist: Nur mit mehreren Unterstützern lässt sich die Sitzung dauerhaft meistern.