Oberhausen. . Fronleichnamskirmes: Im Juni 2015 lösten sich bei voller Fahrt am „Love Express“ mehrere Metallstangen. Die Polizei ermittelte Aufbaufehler.
Am Abend des 6. Juni stand das sonst so rasant seine Runden drehende Karussell „Love Express“ auf der Sterkrader Fronleichnamskirmes still: Keine Rummelbesucher schlenderten davor umher, sondern Rettungswagen und Polizeifahrzeuge fuhren mit Blaulicht auf einem Teilstück der Steinbrinkstraße, unweit der Clemenskirche, vor. Vier Kirmesbesucher erlitten an diesem späten Samstag bei einem Karussellunfall schwere Verletzungen.
Splinte fehlten bei Metallbolzen
Flatterband der Polizei sperrte den Unfallort bis zur Brandenburger Straße ab: Nicht sofort wurde klar, was genau passiert war. Die Einsatzkräfte vor Ort befragten noch in der Nacht anwesende Zeugen. Später sprach die Polizei nach den angelaufenen Ermittlungen von einem Fehler beim Aufbau des Karussells. „Es gab keine Hinweise auf ein technisches Versagen, der Fehler geschah beim Aufbau“, sagte Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber.
Durch die hohe Geschwindigkeit und die Vibration des Fahrgeschäftes lösten sich Metallbolzen, die eigentlich durch Splinte gesichert werden, erklärten die Ermittler. Als Folge fielen die Metallstangen auf die Fahrgäste des Karussells. Die Sicherungsstifte wurden, das ergaben die Untersuchungen am „Love Express“, beim Aufbau vergessen. Die Beamten leiteten Ermittlungen wegen eines Körperverletzungsdelikts ein. Bauordnungsamt, TÜV Nord, Berufsgenossenschaft und Kriminalpolizei waren in die folgenden Untersuchungen am zunächst stillgelegten Karussell eingebunden.
Der Vorfall traf die traditionsreiche Kirmes wie ein Schock: Die anwesenden Schausteller zeigten sich betroffen und äußerten ihre Genesungswünsche für die vier verletzten Personen, die in der Folge in umliegenden Kliniken und Krankenhäusern versorgt wurden. Es wurden u.a. Brüche im Gesicht und ein Schädel-Hirn-Trauma festgestellt.
Bei der mit jährlich rund einer Million Besuchern großräumigen Innenstadtkirmes mit 380 Schaustellern konnten sich selbst erfahrene Kirmeskenner nicht an einen ähnlichen Vorfall erinnern. Umso mehr schmerzte bei den Machern der Vorfall bei einer sonst routinierten 186. Auflage der sechstägigen Kirmes. Schausteller-Präsident Albert Ritter sendete Genesungswünsche, verwies zugleich auf grundsätzlich hohe Sicherheitsstandards auf deutschen Kirmesplätzen.
TÜV bestätigt Sicherheitsstandard
Eine Aussage, die nach dem Unfall Experten des TÜV stützten: „Wir haben in Deutschland ein sehr engmaschiges Netz von Prüfungen“, sagte Frank Ehlert vom TÜV Rheinland. Jedes neue Fahrgeschäft werde von Experten begutachtet, bevor es zugelassen werde. Und auch danach gebe es regelmäßige Kontrollen. „Abhängig vom Alter eines Fahrgeschäfts werden in bestimmten Abständen Sonderprüfungen fällig.“