Oberhausen. Die Flüchtlinge in Oberhausen sind erst mittelfristig gut zu vermitteln, meint Arbeitsagenturchef Jürgen Koch. Er gibt der Wirtschaft die Note „Drei“.
Die Zahl der Arbeitslosen wird in Oberhausen in der nächsten Zeit erst einmal steigen – durch die hohe Zahl an zugewanderten Flüchtlingen. Davon geht Jürgen Koch aus, der seit August 2014 Jahr Leiter der Oberhausener Arbeitsagentur ist. Mittelfristig sieht er aber gute Chancen, dass Flüchtlinge auf eigenen Füßen stehen und in Unternehmen eingegliedert werden können.
„Die Menschen müssen zuerst unsere Sprache beherrschen, um einen Job zu finden. Damit müssen wir anfangen, bevor wir sie in Arbeit vermitteln können. Und eine Sprache lernt man nicht in wenigen Monaten“, sagte Koch im ausführlichen Interview mit dieser Zeitung. Dabei wehrt er sich gegen die Einschätzung einiger Fachleute, dass es viele Analphabeten und Ungebildete unter den Flüchtlingen gibt. „Das habe ich bisher so nicht erlebt. Ich war oft in der Unterkunft an der Gabelstraße und habe dort viele Flüchtlinge kennengelernt. Dabei habe ich festgestellt, dass darunter hochmotivierte Menschen mit hervorragenden Kenntnissen sind.“ Die Herausforderung sei für die deutschen Behörden und Unternehmen, die vorhandenen Fähigkeiten zu nutzen. „Das kann über die Anerkennung von Abschlüssen, über Qualifizierung oder über Probebeschäftigung funktionieren. Denn: Die Wenigsten haben eine Ausbildung oder ein Studium absolviert, wie wir es uns in Deutschland vorstellen.“
Negatives Denken
Der 45-jährige Arbeitsmarktexperte bezeichnete die Wirtschaftslage in Oberhausen als befriedigend – und kritisiert, dass zu viele Oberhausener zu negativ über ihre eigene Heimatstadt denken. „Was ich nicht mag, das ist die Das-Glas-ist-halb-leer-Betrachtung in Oberhausen. Viele Menschen sagen, in der Stadt passiere nichts, es ginge nur bergab. Das akzeptiere ich nicht. In diesem einen Jahr habe ich Oberhausen als eine Stadt kennengelernt, in der man Empathie und Sympathie erlebt und so etwas bewegen kann.“ Er verlangt aber von der Stadt, sich mehr für die Wirtschaft einzusetzen – und für die Langzeitarbeitslosen. „Was ich mir wünschen würde, das wäre, dass die Wirtschaftsförderung stärker das Thema Langzeitarbeitslosigkeit berücksichtigt“, sagte Koch.
Vor seinem Amtsantritt in Oberhausen war der aus der Eifel stammende Koch stellvertretender Leiter der Arbeitsagentur Aachen-Düren. Er lernte den Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet als Co-Geschäftsführer der Arbeitsagentur Dortmund und in der Agentur Recklinghausen kennen. Er durchlief mehrere Stationen bei der Bundesagentur in Nürnberg und der NRW-Landesarbeitsagentur in Düsseldorf.