Oberhausen. Andrea Stachwitz ist eine von vielen engagierten Helfern in Oberhausen. Sie gründete die Bunte Mitte. Die 38-Jährige ist Lehrerin und hat einen Sohn.
Es macht Andrea Stachwitz sympathisch, dass sie von dieser Einladung zum Interview in der Redaktion regelrecht überrumpelt ist. Sie wisse gar nicht so genau, was sie erzählen solle, gesteht die 38-Jährige. Stachwitz ist Vollzeit-Lehrerin an einer Duisburger Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung, sie ist Mutter eines Sohnes – und findet trotzdem die Zeit, sich um Hilfsbedürftige zu kümmern: Sie hat mit anderen Helfern eine Initiative rund um das Flüchtlingsheim ins Leben gerufen, das das Land in der Hauptschule Eisenheim betreibt.
Oft direkt von der Grenze
Die „Bunte Mitte Oberhausen“ nennt sich diese Gruppe; sie engagiert sich für die derzeit knapp 100 Flüchtlinge in Eisenheim. 250 waren es noch Ende November – viele von ihnen seien offenbar direkt von der Grenze und im schlimmen Zustand nach Oberhausen gebracht worden, sagt Stachwitz. Ein Baby sei geboren worden.
Eher spontan habe sie damit angefangen, erzählt die 38-Jährige, aber doch nicht überstürzt. Aus der Familie habe sie erfahren, dass in dem Hauptschulgebäude Flüchtlinge leben, und nachgefragt, was denn benötigt werde. „Außenspielzeug gab es nicht, da habe ich bei uns zu Hause nach Spielzeug gesucht und bei Freunden danach gefragt.“
Vor Ort stellte sie dann fest, dass es neben den hauptamtlichen Helfern noch keinen Kreis von Ehrenamtlichen an der früheren Hauptschule gab, die sich um die nun dort lebenden fremden Menschen kümmern.
Betten, Sprachkurse und Kleidung für Flüchtlinge
Wie wichtig genau diese Aktiven sind, das betonen Verantwortliche in dieser Stadt immer wieder. In den mehr als einem Dutzend städtischen und Landesunterkünften helfen sie Betten aufzustellen, sie geben Sprachkurse und verteilen Kleider an Vertriebene, helfen beim Umzug in private Wohnungen, bei Behördengängen und Arztbesuchen, „Ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen wäre das hier alles gar nicht möglich“, hat Sozialamtsleiter Frank Bohnes immer wieder betont.
An der Hauptschule Eisenheim kümmert sich Stachwitz mit rund 25 Helfern – Berufstätige, Studenten und Hausfrauen – um eine Kleiderkammer. Die Arbeiterwohlfahrt wäscht die Textilien, die Frauen geben sie an die Flüchtlinge heraus. „Wir achten darauf, dass die Sachen gleichmäßig verteilt werden.“
Es gibt Listen, wer Hosen oder Schuhe mitgenommen hat. So soll verhindert werden, dass einzelne mehr bekommen als andere. Wenn in Eisenheim Kleidungsstücke fehlen, die in anderen Kleiderkammer übrig sind, tauscht man sich aus.
Unterwäsche von Spenden gekauft
Mit gespendeter Kleidung kommen die Helfer nicht über die Runden. Besonders wenn neue Flüchtlinge kommen wie jüngst zum Adventsbeginn, fehlt es oft am Grundlegendsten: Unterwäsche oder Socken zum Beispiel. Andrea Stachwitz und ihr Team kaufen solche Dinge ein, finanziert aus Spenden, die sie zumeist im privaten Kreis sammeln. Die Bunte Mitte ist noch kein eingetragener Verein, es gibt kein Spendenkonto.
Und diese Frauen engagieren sich nicht alleine. Rund um die Hauptschule Eisenheim an der Erikastraße haben sich Helfer aus verschiedenen Kreisen gefunden. So kochen Aktive aus der evangelischen Auferstehungsgemeinde mit den Familien. Man geht gemeinsam einkaufen, sich in der Küche zur Hand und isst gemeinsam. Auch aus einer Moscheegemeinde engagieren sich Frauen, berichtet Stachwitz.
Zweimal in der Woche ist sie an der früheren Hauptschule – neben Beruf und Familie, ohne Bezahlung. „Man bekommt so viel Positives zurück“, sagt sie. Und manchmal kann sie die drei Dinge auch miteinander verbinden. So habe sie ihren Sohn schon zum Spielen mit in die Unterkunft genommen. Auch würde sie gerne mit ihrer Klasse die Flüchtlingsunterkunft besuchen. „Wenn man sich kennen lernt, baut man Ängste und Vorurteile ab“, wirbt sie.
Helfer noch gesucht
Die Hauptschule Eisenheim ist eine Notunterkunft, die im September eingerichtet werden musste, weil dem Land Plätze in den sogenannten Erstaufnahmestellen fehlten. In diesen Stellen werden neu nach NRW zugewiesene Flüchtlinge untergebracht, um gesundheitlich untersucht zu werden und einen Asylantrag stellen zu können. Wegen des großen Andrangs hat das Land zahlreiche Kommunen angewiesen, Notunterkünfte einzurichten. In Oberhausen gibt es drei: an der Hauptschule Eisenheim, der Fröbel- und der Stötznerschule.
Die Bunte Mitte Oberhausen sucht noch Helfer. Sie können sich bei Andrea Stachwitz melden unter: andrea.venn@web.de