Oberhausen. Ludwiggalerie präsentiert 30 restaurierte Werke aus eigenem Besitz. Paten machten’s möglich. Der Dreck des Industriezeitalters klebte auf den Gemälden.

Restauratoren sind oft genug auch Detektive – und was ihre Arbeit enthüllt, sind nicht selten kriminelle Missetaten am Kunstwerk. Die im Falle alter Meister allerdings schon Jahrhunderte zurückliegen können. Aber anders als bei Pathologen gibt’s bei der Kunst im Bestand noch Etliches zu retten. 30 geglückte Rettungen von aufwendig bis minimalistisch zeigt die Ludwiggalerie bis zum 17. Januar unter dem Titel „Die Sammlung O. Restaurierte Werke“.

Ein strahlend-schöner Miro fängt die Blicke an der Stirnwand der Panoramagalerie. „Die lästernde Eule“ des Mallorquiners ist kein Gemälde, sondern eine Papierarbeit von 1975. Und das Papier, aufgezogen auf einem grundfalschen Träger, war „total verbräunt“. Die Empörung lässt sich Christine Vogt noch anhören. „Das war nicht mehr ausstellbar.“ Die Eule kam ins Reinigungsbad und der Vorher-nachher-Kontrast – zu sehen auf dem Bildschirm neben dem Original – könnte nicht größer sein.

Mehr als 18.000 Euro eingeworben

Die Direktorin der Ludwiggalerie führt mit Schwung durch einen runderneuerten Bestand von 15 Gemälden und 15 grafischen Blättern. „Ich bin selbst ganz beeindruckt“, sagt Christine Vogt. Möglich machten die 30-fache Kur Paten aus der Bürgerschaft. Seit Frühjahr 2014 hatte die Galerie so über 18.000 Euro eingeworben. So war’s eine Ururenkelin der Familie, die es ermöglichte dass die rund 220 Jahre alten schönen „Töchter der Familie Schüll“ wieder ohne Loch in der Leinwand vorzeigbar sind.

Das Kabinett zeigt die Neuerwerbungen

Die Ausstellung „Restaurierte Werke“ öffnet am Sonntag, 6. Dezember, um 15 Uhr und bleibt bis 17. Januar in der Panoramagalerie zu sehen. Eine Direktorinnenführung bietet Christine Vogt am Sonntag, 13. Dezember, 16 Uhr.

Im Kabinett neben dem Museums-Shop zeigt die Galerie parallel jene Neuerwerbungen der letzten anderthalb Jahre, die der Freundeskreis ermöglichte: Es sind überwiegend Fotografien, darunter Hendrik Lietmanns „Rohrgebiet“-Ansichten, sechs Abzüge von Rudolf Holtappel und als Glanzlicht ein Spiegel-Bild der 50-jährigen Joan Crawford, kunstvoll inszeniert von Eve Arnold.

Beim faszinierend kompakt gestalten „Ecce Homo“ aus dem 16. Jahrhundert konnte die Kölner Restauratoren-Werkstatt sogar die Herkunft eingrenzen: Italien oder Spanien? Spanische Maler der Zeit hätten Pferdehaare auf ihren Tafeln vermalt, erläutert Christine Vogt. Die fanden sich aber nicht; „ergo war’s ein italienischer Meister“ – der dem gequälten Christus zum muskulösen Körper ein Gesicht gab wie von El Greco.

Bei einer zuvor finsteren „Küchenszene“ von Hans Robelart trug die Restaurierung sogar zu mehr als einer kunsthistorischen Fußnote bei: „Bisher gab es nur den Namen“, so die Galerie-Chefin. Man kannte kein Werk des Niederländers. Doch die kleine Tafel in Oberhausen ist signiert – und in Münster haben Kunsthistoriker dank dieses „neuen“ Vergleichs-Bildes jetzt weitere Gemälde aus dem LWL-Landesmuseum Hans Robelart zuschreiben können.

Die schlechte Retusche blieb doch

Manchmal standen die Restauratoren auch vor der Entscheidung: Beheben wir eine alte Verschlimmbesserung – oder lassen wir’s, weil der Originalzustand vielleicht nicht wieder herstellbar ist? Beim aparten Mädchenbildnis Jacob Cuyps von 1649 verweist Christine Vogt auf „eine ganz schlechte Retusche auf dem linken Auge“. Doch hier blieb’s allein beim frischen Firnis – „das Mädchen durfte nicht mit in die Maske“.

Die zauberhaften Beckmann-Blätter aber befreiten Bäder von ihren Stockflecken und den Verfärbungen durch falsche Passepartouts. Und längst nicht immer bestanden die Kunst -„Verbrechen“ in handwerklichen Fehlern. „Hier war mal viel Luftverschmutzung.“ Die Luwiggaleristin macht Vorher und Nachher anschaulich vor dem kleinen (nicht besonders meisterlichen) Gemälde des Schlosses Oberhausen: „Der Dreck aus Industrie und Kohleöfen – da hängt er.“