Oberhausen. . Das Modell „Wohnen im Pott“ schlägt Wellen bis nach Süddeutschland. Die Lebenshilfe Nürnberg informiert sich hier vor Ort.

Die Erfolgsgeschichte von „Wohnen im Pott“ geht weiter: Nachdem das Projekt der Oberhausener Lebenshilfe im September den ersten Inklusionspreis NRW gewonnen hat, hat die Einrichtung nun Besuch aus Nürnberg. „Das ist eine große Wertschätzung unserer Arbeit“, sagt Projektleiterin Stephanie Franken. Kollegen der Lebenshilfe Nürnberg hatten im Internet nach vorbildlichen Projekten in der Inklusionsarbeit gesucht. Zwei Einrichtungen stachen dabei besonders heraus – eine davon ist „Wohnen im Pott“.

„Wir finden es toll, wie viel Zeit sich die Kollegen hier nehmen“, sagt Katrin Jehle von der Nürnberger Lebenshilfe. Insgesamt sei die Inklusionsarbeit in Oberhausen viel weiter als in Süddeutschland. „Die Vielfältigkeit und die gute Netzwerk-Arbeit sind beeindruckend“, findet auch Jehles Kollegin Tanja Stelz.

„Wohnen im Pott“ ist Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung, die selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben möchten. Das Besondere ist der Tandem-Aspekt: Das Projekt-Team besteht aus Mitarbeitern mit und ohne Behinderung. Die Beratungen übernehmen jeweils zwei Kollegen – ebenfalls mit und ohne Beeinträchtigung. Bei der Vermittlung von Wohnungen arbeitet das Projekt eng mit dem Immobilien-Unternehmen Immeo zusammen.

Kontakte knüpfen

Dieser Mut, Kontakte in der ganzen Stadt zu knüpfen, fehle in Nürnberg, sagen Katrin Jehle und Tanja Stelz. Deshalb sollen die Erfahrungen, die sie in Oberhausen sammeln, bei der Arbeit in Nürnberg helfen. Und welche Erfahrungen haben sie schon gemacht? „Dass die Leute hier unglaublich herzlich miteinander umgehen zum Beispiel“, sagt Stelz. Sie haben mit Menschen gesprochen, die durch „Wohnen im Pott“ eine eigene Wohnung gefunden haben. Sie nehmen an Teambesprechungen teil und lernen verschiedene Gruppen wie die Theater-Truppe der Lebenshilfe kennen.

Ein großer Vorteil des Oberhausener Projektes: die Trägerneutralität. „Wir sind an niemanden gebunden, wir müssen keine Dienste verkaufen“, sagt Mitarbeiterin Andrea Auner. „Wir haben die Freiheit, uns voll und ganz auf die Menschen zu konzentrieren.“

Was letztlich vom hiesigen Projekt auch in Nürnberg umgesetzt wird, das wird sich zeigen. „Das ist sehr spannend zu beobachten“, sagt Stephanie Franken. Denn Nürnberg und Oberhausen seien unterschiedliche Städte. „Jeder muss für sich ein eigenes Profil erstellen.“ Sie sagt aber auch: „Wohnen im Pott“ sei ein Modell. „Und dieses Modell kann überall funktionieren.“