Oberhausen. . Markus Alexander ist Autist und ehrenamtlicher Berater bei „Wohnen im Pott“. Er hilft anderen Menschen mit Behinderung dabei, in eine eigene Wohnung zu ziehen

Die Bequemlichkeit im Elternhaus aufgeben, um sie gegen die Selbstständigkeit in der ersten eigenen Wohnung eintauschen: Für die meisten jungen Menschen ist das selbstverständlich, der Lauf der Dinge sozusagen. Doch bis Markus Alexander 2013 zum ersten Mal seine eigene Bleibe betreten konnte, war es ein langer Weg. Denn der 31-jährige ist Autist und musste auf dem Weg in seine eigene Wohnung viele Hürden überwinden. Nun hilft er anderen Menschen mit Behinderung, damit auch sie in ihre eigene Wohnung ziehen können.

Alexander ist ehrenamtlicher Berater bei „Wohnen im Pott“, ein Inklusionsprojekt der Lebenshilfe Oberhausen, das sich dafür einsetzt, dass Menschen mit Behinderung so wohnen können, wie sie möchten. Mit Kooperationspartnern wie Immeo, Hausgerätetechnik Klomberg oder dem Büro für Chancengleichheit der Stadt Oberhausen möchte „Wohnen im Pott“ auch dafür sorgen, dass Bürger mit Behinderungen in ihrem Wohnumfeld besser einbezogen werden.

Beratung im Tandem

Alexander ist sich sicher: „Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie Behinderte eingeschränkt werden. Die Umgebung schränkt sie meist mehr ein, als die Behinderung selber.“ Dagegen möchte er mit „Wohnen im Pott“ etwas tun. „Wir hören uns an, was die Leute für ein Anliegen haben, meist suchen sie eine eigene Wohnung.“ Aber auch bei anderen Problemen haben die Berater immer ein offenes Ohr.

Der 31-jährige berät Hilfesuchende im Tandem, also gemeinsam mit einem Menschen ohne Behinderung. Dabei weiß er, was sein Vorteil ist: „Die Menschen mit Behinderung, die zu uns kommen, wissen, dass ich genau weiß, wie sie sich fühlen, und haben dann mehr Vertrauen.“ Außerdem könne er auch den Eltern der Hilfesuchenden mit seiner eigenen Geschichte Mut machen, sagt Alexander.

Malina Zelezny, die ebenfalls als Tandem-Beraterin bei „Wohnen im Pott“ arbeitet, ist begeistert von Alexanders Mitarbeit. „Er kann die Menschen ganz toll motivieren.“ schwärmt sie. „Die drei Mitarbeiter bei ‚Wohnen im Pott‘ mit Behinderung beleben unsere Arbeit. Sie wissen, wie es im echten Leben aussieht, und können Menschen mit Behinderung viel besser helfen.“

Alexander ist außerdem Mitglied der Arbeitsgruppe „Klar-Text“, die Texte, die in schwerer Sprache geschrieben sind, übersetzt, prüft und versucht, die sogenannte Leichte Sprache bekannter zu machen. „In der Arbeitsgruppe achte ich darauf, dass auch während der Besprechungen in Leichter Sprache gesprochen wird. Das ist nicht nur was für Behinderte, sondern für alle.“

„Jedes Mal ist es für mich eine Überwindung, in die Bahn zu steigen, weil dort viele fremde Menschen sind“, erklärt der ehrenamtliche Berater. Doch von seiner Einschränkung lässt er sich nicht entmutigen: Er steigt er mindestens einmal pro Woche in die Bahn, um ins Projektbüro an der Marienstraße zu kommen. Seine Motivation: „Ich freue mich immer, wenn ich den Leuten helfen kann. Ich setze mich total gerne für andere Leute ein und kämpfe dafür, dass sie das machen können, was sie wollen.“