Oberhausen. . „Wohnen im Pott“ sichert sich eine von zehn Kategorien. Projekt der Lebenshilfe berät Menschen mit Behinderung bei der Wohnungssuche.
Jeder Mensch hat das Recht, selber zu entscheiden, wie und wo er leben möchte. Das schreibt die Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen vor. Für die Lebenshilfe waren das nicht nur leere Worte, sondern der Auftakt für das Projekt „Wohnen im Pott – inklusiv zuhause sein in Oberhausen“.
In Mülheim wurde das Engagement nun mit dem ersten Inklusionspreis NRW gewürdigt. Das Oberhausener Beispiel, das behinderten Menschen hilft, eine geeignete Wohnung zu finden, setzte sich gegen insgesamt 275 Vereine durch und überzeugte in der Kategorie „Selbstständigkeit und selbstbestimmte Lebensführung“.
Weitere Angebote sind geplant
Zehn Vermittlungen schon realisiert
Die Idee zum Projekt „Wohnen im Pott“, gefördert durch die „Aktion Mensch“, kam Stephanie Franken vor gut zwei Jahren. Seitdem hat das Team bereits zehn Vermittlungen realisiert, elf weitere stehen kurz vor dem Abschluss, „und fast täglich kommen neue Leute“.
Zu der Beratung in die Räume an der Marienburgstraße darf jeder kommen: Oberhausener mit und ohne Behinderung, die Unterstützung zum inklusiven Wohnen brauchen. Weitere Informationen per E-Mail: wohnen-im-pott@lebenshilfe-oberhausen.de oder 995 28 111
„Die Jury war ganz besonders von unserer Tandem-Beratung beeindruckt“, erklärt Projektleiterin Stephanie Franken. Sechs Mitarbeiter bilden das Projektteam, drei von ihnen haben eine Behinderung. Immer zu zweit beraten sie einen Wohnungssuchenden. Das sei wichtig, erklärt Stephanie Franken, denn die Mitarbeiter könnten so direkt von ihren eigenen Erfahrungen berichten. „Wir wollen die Menschen, die zu uns kommen, ermutigen, ihr Recht auf Selbstbestimmung auch auszuleben.“ Daher richtet sich die Beratung ebenfalls an Angehörige. „Auch mal die Eltern überzeugen, dass das Kind trotz Behinderung ausziehen darf“, nennt es die Projektleiterin.
Sie weist aber auch darauf hin, dass das selbstständige Leben nicht an der Wohnungstüre aufhört. „Viele Themen wie Arbeit oder Freizeit kommen von selbst“, aber auch die Nachbarschaft sollte gemeinsam unter die Lupe genommen werden. Geplant sind deshalb unter anderem weitere Angebote wie ein Rundgang durch das neue, eigene Wohnviertel oder ein Sicherheitstraining für die Wohnung, „das geht von der Nutzung einer Steckdose bis hin zur überlaufenden Toilette“. Derzeit übersetzt das Team den eigentlich für junge Erwachsene konzipierten Mietführerschein in die „leichte Sprache“.
Nach Tarif bezahlt
Auch die Bewerbung um den Inklusionspreis hat das Projektteam in einfacher Sprache gemeinsam verfasst. Ein weiterer Punkt, den die Jury honorierte: die Gleichberechtigung untereinander, denn auch die Mitarbeiter mit Behinderung werden hier unter anderem nach Tarif bezahlt.
Beeindruckt hatte ebenfalls das breite Netzwerk: Gleich acht Kooperationspartner unterstützen das Projekt der Lebenshilfe, dazu zählt das Büro für Chancengleichheit, Immeo Wohnen und eine Hausgerätetechnikfirma, sogar die Universität Siegen ist Partner. Franken: „Inklusion geht eben nicht alleine, sondern nur gemeinsam.“