Oberhausen. . Bei der Schlager-Starparade in der Arena Oberhausen feiern 9000 Fans standesgemäß die Rituale des Genres. Schunkeln mit Höhner und Wolkenfrei.
An manchen Feinheiten kann man einfach nicht sparen: So schreiten die Musikgruppen und Sänger am Sonntag bei der großen Schlager-Starparade in der König-Pilsener-Arena standesgemäß eine glitzernde Showtreppe hinunter. 9000 Fans feiern ihre Idole, den Moment — und ein Stück weit sich selbst.
Gefühle haben bei den Fans Schweigepflicht
Bei den Schlager-Ritualen kann man den Fans sowieso nichts vormachen. „Wir treffen uns, trinken ein Sektchen, vielleicht auch ein zweites und fahren dann mit der Bahn zur Halle“, sagt Ursula Kämper, die mit Freunden und Bekannten einen internen Schlagerparaden-Fanclub pflegt.
Meistens bleiben sie bis zur letzten gesungenen Passage und fahren dann wieder geschlossen nach Hause, „nur ohne Sekt“. Die Künstler schaut sich die Gruppe auf dem Papier vorher nur flüchtig an. „Natürlich müssen wir die Musik kennen, aber es zählt auch das Gemeinschaftsgefühl.“ Und so nehmen sie auf den Rängen ihre Plätze ein, klatschen und summen mit. „Das ist immer gleich!“
Lieblinge gibt es natürlich trotzdem. „Andrea Berg“, heißt es aus der Tiefe des Raumes. Gefolgt von einem sofortigen „Psssssst!“ Die Gefühle haben Schweigepflicht. Es wirkt so, als wolle man die restlichen der 14 angekündigten Sänger nicht verärgern.
GZSZ-Mime Schlönvoigt mit klassischem Schlager
Das Scheinwerferlicht wandert langsam durch den Raum, im Innenraum, nicht bestuhlt, benötigt man bei mehr als acht Stunden Programm Kondition.
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Jeder Sänger darf zwischen 20 Minuten und einer halben Stunde ran: Darunter befindet auch Jörn Schlönvoigt. Schlönvoigt? Da war doch was? Genau, der Mann aus Berlin ist Fans der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) bekannt und belegte im Januar beim „Dschungelcamp“ den zweiten Platz. Nun singt er aber und die Klänge kann man durchaus dem klassischen Schlager zuordnen.
Es ist ein Wunschkonzert. „Ich fahre gleich 500 Kilometer mit dem Auto. Die gesamte Zeit möchte ich über mein Selfie schmunzeln“, wünscht sich Schlönvoigt. Gesagt, getan. Die gelbe Rose mit Unterhose lässt er dagegen lieber am Bühnenrand liegen.
Publikum schwebt bei DSDS-Jurorin Mai auf Wolke 7
Überhaupt gibt es viele Geschenke: Die kölsche Spaßmacher-Kapelle Höhner schenkt allen ein „Ja, da simma dabei“. Wolkenfrei-Sängerin Vanessa Mai fühlt sich sowieso wie auf „Wolke 7“ und fürchtet in der bulligen Wärme der Arena angesichts ihrer äußerst sommerlichen Garderobe keine Erkältung. Das Jurymitglied von "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) schmeichelt sich von der Bühne: "Ihr habt mich wachgeküsst."
Alles gut, wäre da nicht das zeitgleich stattfindende Fußball-Derby zwischen Dortmund und Schalke. Zwischenstände werden durchgesagt. Schalker müssen hinterher mit Zugaben getröstet werden.