Oberhausen. Nach Brief des Alt-Oberbürgermeisters bieten Vermieter ihre Häuser an. Flut an Reaktionen. Immerhin 120 verwertbare Angebote. Stadt mietet an.

Noch kurz vor Ende seiner Amtszeit hat Alt-Oberbürgermeister Klaus Wehling 8000 Briefe an Oberhausener Hauseigentümer geschrieben – mit der einzigen Bitte: stellt bisher leerstehende Wohnungen für Flüchtlinge bereit. Die Flut an Reaktionen war enorm – die Aktion wertet die Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) nun als vollen Erfolg.

„Hier haben sehr sehr viele Menschen angerufen“, sagt Prokuristin Sandra Jungmaier. „Die meisten bieten aus Hilfsbereitschaft eine Unterkunft an, weil sie zum Teil ähnliches nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Andere schauen genau auf die wirtschaftliche Situation: Wie kann man gut ein Objekt an den Mann bringen?“ Dabei seien der OGM für die mittlerweile über 2500 Asylbewerber in der Stadt auch „obskure Immobilien, sogar reine Bauruinen“ ans Herz gelegt worden. Immerhin kamen allein durch den Bittbrief des Oberbürgermeisters neue 120 echte und verwertbare Wohnungsangebote aus Oberhausen zur Vermietung an Flüchtlinge zusammen.

Auszug aus dem Brief

„Die Stadt Oberhausen will sich als Kommune ihrer Verantwortung und Verpflichtung stellen und alle bei uns ankommenden Flüchtlinge unterbringen. Dabei brauchen wir Ihre Unterstützung als Haus- bzw. Wohnungseigentümer! Deshalb meine herzliche Bitte: Helfen Sie, wenn Sie leerstehende Wohnungen haben.“

„Angesichts der enormen Hilfsbereitschaft bin ich überzeugt, dass wir gemeinsam diese Gesamtsituation meistern und den zu uns kommenden Menschen mit Freundlichkeit, Respekt und Akzeptanz entgegentreten werden. Letztendlich geht es darum, Menschen, die in Folge von Krieg, Verfolgung oder aus Armut und Hoffnungslosigkeit zu uns gekommen sind, aufzunehmen und ihnen wieder eine Perspektive zu geben“, schreibt Wehling.

Wer noch leere Wohnungen der OGM anbieten will oder Fragen hat, kann sich an die Beraterinnen unter dieser Telefonnummer wenden: 0208-594-7427.

Allerdings kümmern sich derzeit nur zweieinhalb Beschäftigte der OGM um die Anmietung von Privatwohnungen. Dabei ist der Aufwand nicht gering: Jede Wohnung muss auf Zustand, Brandschutz, Elektrosicherheit und Wohntauglichkeit geprüft werden – es dauert deshalb einige Zeit, die Liste der neuen Angebote abzuarbeiten. Wird eine Wohnung für gut befunden, entscheidet das Sozialamt, welche Flüchtlinge die Wohnung erhalten sollen. Ob Singles oder Familien – die Fachleute prüfen, ob sie in der Lage sind, in einem für sie völlig fremden Land tatsächlich alleine ohne Betreuung in einer Wohnung zu leben. Der Vermieter kann dann in einem persönlichen Gespräch den Entschluss fassen, die Flüchtlinge bei sich aufzunehmen – oder eben nicht.

Angst um den Hausfrieden

Was die Hauseigentümer schätzen: Nicht der Flüchtling mit unsicherem Aufenthaltsstatus und noch keiner regelmäßigen Einkommensquelle mietet die Wohnung seit diesem Jahr an, sondern die Stadt selbst. „Die Vermieter finden die Sicherheit gut, dass wir für die Miete und für mögliche Schäden aufkommen“, sagt Sandra Jungmaier. Da die OGM-Mitarbeiter auch aktiv Vermieter anrufen, kennen sie die Sorgen jener Eigentümer, die nicht an Flüchtlinge vermieten möchten. „Sie haben Angst um den Hausfrieden oder fürchten um den Ruf der Siedlung.“

Kein Hindernis für die Anbietenden sind nach Angaben der OGM-Fachleute die Kostenobergrenzen, bis zu der Oberhausen bereit ist, die Miete zu übernehmen. Die Stadt zahlt an Miete für Flüchtlinge genauso viel wie für Hartz-IV- und Sozialhilfe-Empfänger – auch die Wohnungsgrößen sind beschränkt. Für eine vierköpfige Familie ist ein Appartement von höchstens 95 Quadratmetern vorgesehen für bis zu 642 Euro pro Monat Kaltmiete inklusive der kalten Nebenkosten. Hinzu kommen Heiz- und Warmwasserkosten.