Oberhausen. . Die erste historische Stadtführung findet am 9. November statt. Klaus Oberschewen erinnert auch an Menschen, die Oberhausen prägten.

Der Platz vor dem Polizeipräsidium bietet durch Springbrunnen und Alleen eine idyllische Kulisse für Verschnaufpausen. Klaus Oberschewen, Vorsitzender des Historischen Vereins Oberhausen-Ost, schätzt diesen Ort. An dem Präsidium selbst kann er aber nicht mehr unbefangen vorbeigehen. „Zu viel ist dort während des Nationalsozialismus geschehen.“ Einblicke in dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte gibt Oberschewen jetzt beim ersten historischen Stadtrundgang am 9. November.

Ein Zeitpunkt, den Oberschewen bewusst wählte. Denn in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (Reichspogromnacht) brannten in ganz Deutschland die Synagogen, auch in Oberhausen.

Vorwurf des Hochverrats wegen Verteilung von Flugblättern

„Das Polizeipräsidium am Friedensplatz war von 1933 bis 1945 ein berüchtigtes Foltergefängnis“, berichtet Oberschewen. Gegner der Diktatur seien dort schwer misshandelt worden. „Auch der Oberhausener Fritz Giga war darunter.“ Giga war 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ festgenommen worden. Er hatte kommunistische Flugblätter verteilt.

Saporishja-Platz und „Elsa“

Der erste historische Stadtrundgang führt über Saporishja-Platz, Langemark- und Paul-Reusch-Straße auf den Friedensplatz. Polizeipräsidium und Elsa-Brändström-Gymnasium bilden die letzten Stationen.

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Während der Verhöre war er übel zugerichtet und schließlich eine Treppe hinuntergeworfen worden. Die SA-Schergen hielten ihn für tot und brachten ihn in die Leichenhalle. Dort bemerkte ein Mitarbeiter zufällig, dass Giga noch lebte. Er wurde ins St.-Josef-Hospital gebracht – aus dem er wenig später filmreif von vier Genossen in SA-Uniform entführt wurde. Giga schloss sich später den Internationalen Brigaden an und fiel im Juli 1937 im Spanischen Bürgerkrieg.

Die Erinnerung an Widerstandskämpfer wie ihn wach zu halten, auch dies hat sich Klaus Oberschewen bei seinen historischen Stadtrundgängen zum Ziel gesetzt. Unterstützung erhielt er dabei auch von der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen. So wurde zum Beispiel eine Oberhausener Straße im Neubaugebiet auf dem ehemaligen RWO-Trainingsgelände am Rechenacker kürzlich nach Fritz Giga benannt. Ein Erfolg, über den sich Oberschewen sehr freut.

Tipps von Teilnehmern

Zu acht Orten, die die Stadt prägten, führt Oberschewen die Teilnehmer künftig regelmäßig. Beim ersten Rundgang am Montag spart er allerdings das St.-Josef-Hospital und das Pfarrhaus St. Marien aus. „Damit wir so rechtzeitig fertig werden, dass alle Teilnehmer am selben Tag um 19 Uhr auch noch an der offiziellen Gedenkfeier der Stadt an der ehemaligen Synagoge an der Friedenstraße teilnehmen können“, erklärt Oberschewen.

Der historische Stadtrundgang soll künftig laufend durch neue Stationen ergänzt werden. „Ich setze da ganz auf Tipps von unseren Teilnehmern.“ Gestartet wird jeweils um 17 Uhr am Bert-Brecht-Haus.