Oberhausen. Der Emscherumbau geht voran und die Arbeiten sind mittlerweile unter dem Haus Ripshorst in Oberhausen. In 25 Metern Tiefe wird das Abwasser verlaufen.

Langsam gräbt sich die Maschine durch das Gestein. Trägt es mit dem Bohrkopf ab, transportiert das Schlamm-Erd-Gemisch über ein Förderband zu kleinen Zügen, die es ans Tageslicht bringen. Ein wenig erinnert die Baustelle des neuen Emscherabwasserkanals an alte Bergwerkstollen. Aber eben nur ein wenig. Denn was derzeit im Oberhausener Erdreich passiert, ist ein einzigartiges Projekt.

80 Meter langer Vorstollen

An der Stadtgrenze zu Bottrop, direkt an der A42, kann man einen Bruchteil der Emscherbaustelle sehen. Ein riesengroßes Loch mit 22 Metern Durchmessern ist zwischen Emscher und Pumpwerk an der Ausfahrt Bottrop-Süd der A42 angelegt. Von hier aus werden Baumaterialien in den neuen Abwasserkanal gebracht und die Infrastruktur für das Schachtsystem aufgebaut.

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Mit einem Aufzug geht es 25 Meter hinunter in die Baugrube. Drei Tunnelrohre kommen hier zusammen. Einer, aus dem der Emscherkanal später kommt, einer, in dem er weiterfließt, und ein Kanal, durch den das Abwasser der Berne in die Emscher geleitet wird. Vom Regen der vergangenen Tage ist es rutschig dort unten. Zwei Gleise beginnen dort, auf jedem ist ein kleiner Zug angebracht. „Hier beginnt der Vorstollen“, erklärt Carsten Machentanz von der Emschergenossenschaft. 80 Meter lang und viel höher und breiter, als das danach beginnende Kanalrohr mit 3,10 Meter Durchmesser. Der Vorstollen wird als Transporttunnel genutzt. Die kleinen Züge fahren in den Kanal und transportieren die Baumaterialien.

Tübbing-Bauweise

Es ist feucht, kleine Tropfsteine haben sich im Tunnel gebildet. Am Kanaleingang ist für Besucher dann Schluss. Außer den Maschinen darf hier niemand mehr durch. Der Tunnel scheint durch die Neonbeleuchtung endlos. Von Weitem ist der leise Baulärm zu hören. Man kann nur erahnen, mit welcher Kraft der Bohrer am Ende des Tunnels das Gestein abträgt. „Mittlerweile sind wir etwa bis zum Haus Ripshorst vorgedrungen“, sagt der Projektleiter. An der Erdoberfläche bleibt das unbemerkt.

Auch für Carsten Machentanz, Projektleiter, ist der Emscherumbau etwas ganz Besonderes.
Auch für Carsten Machentanz, Projektleiter, ist der Emscherumbau etwas ganz Besonderes. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services

Was vor Ort beim Gesteinsabbau vorgeht, kann Machentanz nur theoretisch erklären, denn bis zur Abbaustelle dürfen Besucher nicht. „Die Maschine hat vorne einen Bohrkopf, der das Gestein mit einem Durchmesser von 3,60 Metern abbaut.“

Die Maschine transportiert das Gestein weiter nach hinten und kippt es auf einen der Züge, der es dann durch den Vorstollen nach draußen bringt. Die sechs Bauteile, aus denen ein Kanalring mit 1,20 Meter Breite entsteht, werden vom Zug über die Maschine bis nach vorne zum Bohrkopf transportiert und dann an das freigestellte Erdloch zusammen gepresst. So geht es Rohr für Rohr, bis der Kanal fertig gebaut ist. Diese Bauweise ist als „Tübbing“ bekannt und wird vor allem beim Tunnelbau verwendet. „Im Kanalbau gibt es kein vergleichbares Projekt“, sagt Machentanz.

Und dieses Großprojekt braucht Zeit. 2017/2018 soll der Abwasserkanal fertig gestellt werden. Dann wird die Emscher wieder sauber durch Oberhausen fließen und an der einen oder anderen Stelle vielleicht auch kleine Auen bilden. Neben der Kanalisierung sind an manchen Stellen auch Landschaftsarbeiten vorgesehen, die die Deiche entlang der Emscher verschönern sollen. Damit wird die Renaturierung der ehemaligen „Köttelbecke“ abgeschlossen sein