Oberhausen. . 100 junge Leute aus den Oberhausener Notunterkünften waren zum Mitfeiern eingeladen
„Party feiern im Irak ist nicht“, sagte Malik (21) am Samstag, beim „Wo.dstock Festival“ im Jugendzentrum „Emscherdamm“. Für ihn ist das Leben hier ein völlig neues Gefühl. „Der Unterschied zum Irak ist wie der zwischen Himmel und Erde“, erzählte er.
Zusammen mit seinem Bruder Mustafa (16) und etwa 100 anderen jungen Leuten aus den Oberhausener Flüchtlingsunterkünften war er nach Holten gekommen. Die Stoag hatte einen Fahrdienst organisiert. Drinnen, in dem bunkerähnlichen Jugendzentrum, das 2013 neu errichtet wurde, tobte sich zum Auftakt die erste einer Reihe von Rockbands aus, die Gruppe „Devil’s Rock“.
Die Besucher aber verteilten sich gleichmäßig zwischen drinnen und draußen, saßen oder standen in kleinen Gruppen zusammen, meist mit einer Flasche Bier oder Limo in der Hand. Die Flüchtlinge hatten Eintritt und fünf Euro Verzehr frei. Alle anderen Gäste mussten bezahlen.
Jacqueline Schneider (34) aus Duisburg war mit ihren beiden Kindern gekommen. Sohn Aaron tobte irgendwo herum. „Ich fand die Idee toll“, sagte sie. Nur die Musik traf nicht ihren Geschmack.
"Im Irak habe ich keine Zukunft"
Mit der Idee meinte sie den Einfall von André Grühn, dem Betreiber der Szene-Kneipe Bolleke in Obermeiderich, von Singer und Songwriter Sebastian Dey und Foodtruck-Betreiber Matu, Michael Matuszak, etwas für die Flüchtlinge auf die Beine zu stellen. Das Bolleke war dafür zu klein. Aber das evangelische Jugendzentrum in Holten nicht.
Malik stand draußen mit ein paar Kumpels zusammen. Seit drei Monaten lebt er mit Vater und Bruder in der Unterkunft an der Gabelstraße. „Im Irak habe ich keine Zukunft. Dort gibt es keine Freiheit. Es geht korrupt zu, es gibt willkürliche Festnahmen und Erschießungen“, erzählte er. Seine Universität sei zerstört. Gerne würde er sein Ingenieurstudium hier fortsetzen und anschließend seine Arbeitskraft in Deutschland einbringen - als Dankeschön für die Aufnahme. Monatelang waren die drei Iraker unterwegs, sind in einem kleinen Boot mit 45 Personen von der Türkei nach Griechenland übergesetzt. Weiter ging es über Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich. Jetzt hat er wieder Zeit, an die schönen Seiten des Lebens zu denken.
Drinnen standen die Leute dicht gedrängt vor der Bühne. Auch die Band „The Rude Reminders“ aus Mülheim rockte wieder teuflisch. Dabei fehlte es an jungen Frauen, denen ihr Lead-Gitarrist mit freiem Oberkörper vielleicht gefallen hätte.