Oberhausen. Musiker Sebastian Dey organisiert mit Freunden das Festival „Wo.dstock“, um Flüchtlinge willkommen zu heißen. Samstag im Kulturzentrum Emscherdamm.

Es war sein persönliches Superjahr: Auftritt beim Olgas Rock, erste eigene Platte. Doch dann hat es ihn „kalt erwischt“, sagt Sebastian Dey. Die Bilder von Menschen, denen es nicht so gut geht wie ihm, haben ihn nicht losgelassen. Das Leben der Flüchtlinge sei auf den Kopf gestellt, „sie wissen oft gar nicht, wie ihnen geschieht“, sagt der Musiker. Er möchte Normalität und Freude in ihren Alltag bringen – und mit ihnen feiern.

Gemeinsam mit Freunden hat er deshalb ein Festival auf die Beine gestellt: „Wo.dstock“ steigt am kommenden Samstag, 17. Oktober, im evangelischen Jugend- und Kulturzentrum Emscherdamm in Holten. Normalität durch ein Festival? „Aber ja“, sagt Sebastian Dey. „Was machen denn junge Leute am Wochenende, egal woher sie kommen? Sie treffen sich mit Freunden, hören Musik, unterhalten sich, essen und trinken gemeinsam.“ Und genau das stecke hinter der Idee zu „Wo.dstock“.

Flüchtlinge haben freien Eintritt

Bei der Realisierung des Festivals ist er nicht allein: In seiner Stammkneipe, dem Bolleke an der Obermeidericher Straße, hat er vor Wochen von seinem Vorhaben erzählt und sofort Mitstreiter gefunden. Wirt André Grühn ist mit von der Partie so wie Michael Matuszak, der seit einiger Zeit einen eigenen Foodtruck vor der Kultkneipe in Alstaden betreibt – und auch beim Festival mit seinen Burritos für die Verköstigung sorgen wird.

Apropos Verköstigung: „Die ist für Flüchtlinge kostenlos“, sagt Dey. Auch für den Eintritt müssen sie nichts zahlen. „Wir bieten ihnen außerdem einen Shuttle-Service an, damit sie gut hin und wieder zurück in ihre Unterkunft kommen.“

Essen, trinken, Musik hören, feiern

Und damit die Flüchtlinge auch Bescheid wissen, ist das Trio in den vergangenen Tagen von Unterkunft zu Unterkunft gefahren, um die Werbetrommel zu rühren und einzuladen. Eines ist den Machern besonders wichtig: „Klar geht es hier um die Flüchtlinge“, sagt Sebastian Dey. „Aber das wird keine politische Veranstaltung oder Ähnliches.“ „Auch keine Spendengala“, ergänzt Michael Matuszak. „Es geht nicht darum, auf die Tränendrüse zu drücken, wir wollen eine lebensbejahende Party feiern.“

Dass die Aktion ein Zeichen setzt gegen rechte Gewalt und gegen den fremdenfeindlichen Mob auf den Straßen Deutschlands sei „ein hübscher Nebeneffekt“, sagt Sebastian Dey.

Wie ist es eigentlich, wenn man sonst selbst auf der Bühne steht, plötzlich ein eigenes Festival zu organisieren? „Ganz ehrlich? Wir haben gedacht, dass es verdammt schwierig wird“, gesteht Dey. Doch mit dem Holtener Emscherdamm hätten sie einen Partner, der von Beginn an kräftig mit angepackt habe. „Strom, Licht, Bühne, Räumlichkeiten – darum kümmern sich die Leute vor Ort. Das hilft uns ungemein.“

So kann der größte Wunsch des Organisatoren-Trios für ihr Festival in Erfüllung gehen: „Wir hoffen, dass es einen echten Austausch gibt, dass Flüchtlinge und Oberhausener gemeinsam einen schönen Abend miteinander verbringen“, sagt Sebastian Dey.

Das Programm

Sebastian Dey organisiert nicht nur, sondern steht mit seiner Band auch selbst auf der Bühne. Außerdem mit dabei: Reimkommando, das Erik Lengowski Trio, The Rude Reminders, Mojastics, und Daniel Basso.

Karten kosten 5 Euro, Flüchtlinge haben freien Eintritt. Los geht’s um 16 Uhr im Jugend- und Kulturzentrum Emscherdamm an der Flugstraße 1.