Oberhausen. Überregionale Schlagzeilen vergangener Tage sprechen von Krawallen an Unterkünften. In Oberhausen ist davon auf den ersten Blick nichts zu spüren. Anwohner loben sogar die Ruhe.
Krawalle in Flüchtlingsunterkünften machen in diesen Tagen immer wieder Schlagzeilen – etwa in Kassel oder dem thüringischen Suhl. In Oberhausen zeigt sich an vielen Einrichtung ein anderes Bild: Kinder flitzen auf Fahrrädern über den Hof, junge Frauen sitzen zusammen auf Plastikstühlen, genießen die Herbstsonne. Einige Männer verziehen sich in eine stille Ecke, um ungestört zu telefonieren.
Die Ruhe rund um die Flüchtlingsheime in der Stadt, bleibt auch den Anwohnern nicht verborgen. „Wo ist denn hier eine Flüchtlingsunterkunft“, fragt etwa Stefan Burg. Er leitet die an der Ecke Mülheimer Straße / Helmholtzstraße gelegene Star-Tankstelle. Ihm sei zwar aufgefallen, dass in letzter Zeit viele Kunden kein Deutsch sprechen konnten und versucht haben, sich „mit Händen und Füßen zu verständigen“. Dass das dunkle Haus wenige Schritte entfernt Flüchtlinge beheimatet, ist ihm neu. „Bis jetzt gab es keine Schwierigkeiten“ – damit rechne er auch in Zukunft nicht.
Im Frauenhaus war es lauter
Ein Hausmeister, der in der Nähe tätig ist, sieht es ähnlich. Seit dem die Flüchtlinge in das Haus an der Helmholtzstraße gezogen sind, sei es sogar ruhiger. Er zieht den Vergleich mit dem Frauenhaus, das vorher dort untergebracht war. „Von dem Lärm bis spät in die Nacht konnte ich oft nicht schlafen. Deswegen haben wir befürchtet, dass es mit den Flüchtlingen wieder Radau gibt.“ Die Sorgen waren umsonst.
Eine Sache gebe es dann doch: „Ab und zu macht die Stadt oder ein Bewohner dort sauber, aber eben nicht immer.“ Müll und Äste versperrten schon den Gehweg. Andererseits habe er aber auch Verständnis. „Ständig wechseln die Bewohner, wie sollen sie da lernen, Verantwortung für etwas zu übernehmen?“ Versuche seien jedoch da: stellt er die Mülltonnen vor die Türe, tun sie es ihm gleich.
Polizei musste oft anrücken
Auch Landwirt Norbert Köster hat keine Probleme mit seinen Nachbarn an der Gabelstraße. Die Situation, dass Flüchtlinge auf dem Gelände nebenan leben, kennt er bereits aus den 1990er Jahre als aufgrund der Kosovo-Krise viele Menschen nach Deutschland flüchteten. „Heute ist die Situation aber eine andere, als sie es vor 20 Jahren war.“ Damals hätte es deutlich mehr Ärger gegeben. Er spricht von der Polizei, die oft anrücken musste. „Ich habe den Eindruck, dass sich die Stadt heute viel mehr kümmert.“
So bemerke er im Alltag auch nur, dass die Fußgänger auf der sonst so einsamen Landstraße deutlich mehr geworden sind. Und wenn er mit seinen großen Maschinen aufs Feld fährt, dann würden vor allem die Kinder auf dem Nachbargrundstück große Augen machen.
Security zum Schutz der Bewohner
Norbert Köster sagt aber auch, „dass die Stadt dort nicht zu viele Flüchtlinge unterbringen soll.“ In den 90ern wäre sie auf ihn zugekommen, um ein Stück seines Ackers für weitere Flüchtlingsunterkünfte zu nutzen. An der Gabelstraße sollten rund 1000 Menschen untergebracht werden. Das würde der Landwirt auch heute nicht gut heißen – alleine wegen der unterschiedlichen Menschen, die dort dann gemeinsam leben müssten.
Die Flüchtlinge in der ehemaligen Fröbelschule, eine landesgeführte Notunterkunft, sind weitestgehend abgeschottet. Eine Security zum Schutz der Bewohner, aber auch der Anwohner, steht Wache am Eingang – eine Grundvoraussetzung bei den Landeseinrichtungen. Wer sinnlos lange vor dem Gebäude herumlungert, wird des Platzes verwiesen.
Flüchtlinge stören sich nicht
Laut den Mitarbeitern des Wachdienstes liege das auch daran, dass der Andrang von Journalisten in der Vergangenheit groß gewesen sei. Sogar ein Team von einem japanischen Fernsehsender versuchte, auf das Grundstück zu gelangen.
Die Menschen in den Flüchtlingsunterkünften selbst stören sich kaum daran. Das Basketballspiel auf dem ehemaligen Schulhof geht weiter. Die alten Damen sitzen zusammen und unterhalten sich angeregt. Neugierige Passanten, die versuchen, einen Blick auf das Gelände zu werfen, erhaschen jedoch ein scheues, freundliches Lächeln. Flüchtlinge in Deutschland