Oberhausen. . Liberale jüdische Gemeinde in Oberhausen ist seit zehn Jahren in der Stadt ansässig. Die Mitglieder wünschen sich noch mehr Kontakte zu Oberhausenern.

Zehn Jahre „Perusch“. Am Mittwoch, 30. September, möchte die Liberale jüdische Gemeinde Ruhrgebiet feiern. Und wie sieht es aus nach einem Jahrzehnt in Oberhausen? Sind die liberalen Juden, von denen die meisten aus der ehemaligen UdSSR stammen, hier heimisch geworden? „Ja, das sind wird“, sagt Vorstandsvorsitzender Lev Schwarzmann. Doch sie träumten von noch mehr Kontakten zu Oberhausenern. Deshalb sei jetzt ein Freundeskreis gegründet worden, in dem u.a. der Evangelische Kirchenkreis Mitglied ist.

Perusch selbst hat um die 100 Mitglieder. „Aber diese Zahl sagt nicht viel“, erläutert Schwarzmann. Zu ihren Feiern kämen oft sehr viele Leute, die gar nicht zu ihrer Gemeinde gehörten.

Gründung eines Landesverbandes

„Vor dem Zweiten Weltkrieg war das jüdische Deutschland liberal“, erzählt Schwarzmann, wie viele sie einmal waren. Danach habe es in diesem Land keine Juden mehr gegeben. Die, die später wieder ins Land kamen, seien orthodox gewesen. Für Schwarzmann war es deshalb ein großer Schritt, dass die Liberalen jüdischen Gemeinden Oberhausen, Köln und Unna einen Landesverband gründeten.

„Jetzt führen wir Gespräche direkt mit der Regierung ohne Orthodoxe als Vermittler“, sagt er. So hätten sie kürzlich einen Antrag für die finanzielle Förderung religiösen Bedarfs gestellt und auch alles bekommen, was sie brauchten. Auch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für das Gebäude am Friedensplatz wurden bewilligt.

Es hat sich bei Perusch überhaupt so einiges getan in den vergangenen Jahren. „Wir sind jetzt endlich eine Körperschaft des öffentlichen Rechts“, freut sich Schwarzmann. Außerdem haben sie nun eine Stimme in der Weltunion progressiver Juden. Sonja Günter, neue Vorsitzende des Vorstandes in Oberhausen, ist auch Mitglied der Weltunion.

„Aber wir geben nicht auf“

Ein wenig problematisch ist auch bei Perusch - wie bei viele Kirchen überhaupt - die Sache mit dem Nachwuchs. „Aber wir geben nicht auf“, sagt Schwarzmann. So hätten sie eine Sonntagskinderschule eingerichtet. Außerdem gibt es Sommer- und Winterlager für Kinder. Dort bekämen Kinder und Jugendliche den jüdischen Input. Das sei sehr wichtig. „Jetzt haben wir eine Bar Mizwa-Feier, vor kurzem hatten wir eine erste Beschneidung in unserer Gemeinde“, listet Schwarzmann auf.

Was sie jetzt noch einführen wollen, ist ein Wachdienst. „Bis jetzt hat Gott uns immer beschützt“, sagt Schwarzmann. Es habe keine Probleme gegeben. Doch aus Sorge vor Anschlägen von Islamisten wolle man künftig auf jeden Fall vorsichtiger sein.