Oberhausen. . Laut Kassenärztlicher Vereinigung gilt Oberhausen bei Kinderärzten als überversorgt. Aber im kinderreichen Süden gibt es lange Wartezeiten für einen Termin.

Kinderärzten, die sich in Oberhausen niederlassen wollen, zeigt die Kassenärztliche Vereinigung künftig die Rote Karte. Die Stadt gilt mit einem Versorgungsgrad von 160 Prozent als überversorgt. Zeitgleich beschweren sich Eltern aus der Stadtmitte über einen Kinderarztmangel. In Styrum gebe es überhaupt keinen Kinderarzt mehr. Die Wartezeiten in den anderen vier Praxen seien lang. Kinderärztin Dr. Christa Langen bestätigt: „Unsere Arbeitsbelastung ist enorm.“

Dabei ist Oberhausen mit knapp 15 Kinderärzten für 32 300 Einwohner unter 18 Jahren rein rechnerisch gut ausgestattet. „Und damit als Planungsbereich ab sofort für Kinderärzte gesperrt“, wie Heiko Schmitz, Sprecher der KV Nordrhein, auf Nachfrage betont. Ab einem Versorgungsgrad von 140 Prozent müsse der Zulassungsausschuss (in dem Ärzte und Krankenkassenvertreter sitzen) nun prüfen, ob eine Nachbesetzung überhaupt nötig sei. Mit dieser Regelung wolle der Gesetzgeber einer vermeintlichen Überversorgung in Großstädten zu Leibe rücken. „Dabei werden unseres Erachtens aber die enormen Mitversorgungseffekte der Ballungsräume für das Umland ignoriert“, sagt Schmitz.

Ärzte können sich beliebig niederlassen

Die komplette Stadt gilt als ein Planungsbereich. Damit können sich Ärzte niederlassen, wo sie wollen. In Oberhausen entstand so ein Praxenschwerpunkt rund um Sterkrade und ein Mangel in der kinderreichen City: Sieben Ärzte gibt es insgesamt im nördlichen Oberhausen (eine Praxis mit 2,7 Arztstellen in Osterfeld, eine an der Mellinghofer Straße), nur vier in der Stadtmitte, die zusätzlich Alstaden und Styrum mitversorgen.

„Akute Notfälle kommen trotz des enormen Zulaufs aber auch in der City immer dran“, versichert Christa Langen, Obfrau der Kinderärzte in Oberhausen. Auch die Vorsorgeuntersuchungen von Babys und Kleinkindern seien gesichert. „Aber bei Achtjährigen benötigen wir für diese Untersuchungen schon eine Vorlaufzeit von drei bis vier Monaten.“ Planung sei alles: „Wenn ich Vorsorgeuntersuchung anbiete, kümmert sich mein Kollege Dr. Guido Goj um die Akutfälle – und umgekehrt.“

Eltern kommen bereits, wenn Kind nur einen Schnupfen hat

Vor Herausforderungen stelle aber auch ihre Gemeinschaftspraxis die Infektzeit im Winter. „Allerdings, weil viele Eltern verunsichert sind und bereits zu uns kommen, wenn ihr Kind nur einen Schnupfen hat.“ Die Anforderungen an Kinderärzte seien in den letzten Jahren gestiegen. „Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern sind ein wachsendes Problem“, weiß Langen. Aufmerksamkeitsstörung oder nicht? Auch bei dieser Frage sind eben die Praxen die erste Anlaufstelle.

Über einen Arbeitsmangel könnten sich aber auch ihre Kollegen im Norden nicht beschweren. „Rechnerisch mögen wir 160 Prozent haben – aber wir alle erleben täglich, dass wir damit nur so gerade eben zurechtkommen“, betont Christa Langen. Dass die Praxis eines Kollegen, der in Rente geht, künftig nicht mehr besetzt werden soll, betrachtet sie mit Sorge. Eine mögliche Lösung will sie nun mit ihren Kollegen besprechen: „Wir könnten mehr Gemeinschaftspraxen gründen – dann kann ein Sitz nicht einfach eingestampft werden.“