Oberhausen. . Flüchtlinge in Oberhausen haben einer Anwohnerin spontan bei Gartenarbeit geholfen. Sie hat danach einen Facebook-Appell verfasst, mit enormem Echo.
Sie postet sonst so gut wie nichts auf Facebook und wenn, nur für Freunde einsehbar. Aber was Heidi Körner jüngst in ihrem Vorgarten mit vier Flüchtlingen aus der gegenüberliegenden Flüchtlingsunterkunft erlebte, hat die Frau aus Oberhausen-Osterfeld derart ergriffen, dass sie eine Botschaft veröffentlichte – die sich seitdem zigtausendfach auf Facebook verbreitete. Körners Anliegen: „Freunde, legt bitte endlich eure Vorurteile ab!“
Als Heidi Körner vor ein paar Tagen mit Schere und Rechen daran ging, ihren Vorgarten winterfest zu machen, „standen plötzlich vier traumatisierte Flüchtlinge motiviert und hilfsbereit in meinem Vorgarten und ackerten, was das Zeug hält“. Körners Reaktion: „Ich dacht, ich träum!“ Als die Flüchtlingsheimbewohner nach zweieinhalb Stunden fertig waren, hätten sie eine Belohnung dafür abgelehnt, erinnert sich die 60-Jährige: „Du Nachbar, Nein!“ hätten die vier ihr in gebrochenem Deutsch gesagt, übersetzt wohl mit Hilfe eines Handys. „Ich war zu Tränen gerührt“, berichtet Körner.
"Freunde, legt bitte endlich eure Vorurteile ab"
Für Heidi Körner war das „ein einschneidendes Erlebnis“, schrieb sie später auf Facebook. Eines das sie aufwühlt, denn sie hat einen Appell verfasst: „Freunde, legt bitte endlich eure Vorurteile, eure Skepsis, eure Wut und eure Angst ab! Geht offen auf die neue Situation zu und ihr werdet sehen, dass sich all der Ärger nicht lohnt.“
Die Botschaft wurde bis Mittwochmittag bereits mehr als 37.000-mal auf Facebook weitergetragen, obwohl Heidi Körner dort nur mit 114 Leuten direkt verbunden ist. „Hundertfach gab es Freundschaftsanfragen“, berichtet sie. Aber auch Hass-Nachrichten hat sie bekommen, „krasse Sachen von Rechtsradikalen“, die Körner nicht näher wiedergeben will. „Ich habe alles gelöscht“, auch die Freundschaftsanfragen.
Umso mehr ist sie nun selbst aktiv und versucht die Flüchtlinge in der Eisenheimschule zu unterstützen. „Die schlafen dort auf Feldbetten in schlimmen Zuständen“, findet sie. Bettwäsche hat Körner inzwischen gespendet, unter anderem; Sie handelt beruflich mit Antiquitäten und kauft Wohnungsnachlässe auf. Heidi Körner hat im Flüchtlingsheim auch Dutzendfach Schokolade an Kinder verteilt, „obwohl das eigentlich verboten ist für Außenstehende“. Jüngst will sie Handtaschen für Frauen vorbeibringen, „weil viele dort nichts haben, wo sie zum Beispiel ihre Dokumente aufbewahren können“.
"Wir sind alles Menschen"
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Auch die Zustände in der Unterkunft haben Körner ergriffen. „Die Leute dort bekommen zwar Essen, aber davon werden sie nicht satt“, hat sie beobachtet. Sie will nun Oberhausens (Noch-)Oberbürgermeister Klaus Wehling darauf ansprechen. Täglich ist Heidi Körner in der Unterkunft, auch andere Nachbarn helfen dort, sagt sie. Körner versucht auch, mit den Menschen dort ins Gespräch zu kommen. Kaffee, „Gallonenweise“ und Kuchen bringt sie 'rüber - „auch für die Helfer" - meist Hartz IV-Empfänger - "denn denen wird kein Essen gestellt“, sagt Körner. Als nächstes möchte sie Brillen organisieren, „weil viele Flüchtlingskinder keine haben, aber eine Brille brauchen“.
Auf Facebook aber will Heidi Körner nichts mehr zu Flüchtlingen schreiben. „Ich will mich nicht brüsten damit“. Eigentlich müsste sie ihren Eintrag nochmal korrigieren, denn sie hat geschrieben, ihr hätten Syrer geholfen. „Es waren aber Jungs aus Algerien“, sagt Körner. Doch auch das passt zu Heidi Körners Botschaft zur Flüchtlingskrise: „Wir sind alles Menschen mit guten und teilweise auch mit schlechten Werten, aber dies ist vollkommen unabhängig von Nationalität und Herkunft!“