Oberhausen. Die Oberhausener zeigen eine enorme Spendenmentalität: die Kleiderkammern in der Stadt platzen aus allen Nähten. Doch Ehrenamtler klagen: Wir kommen nicht mehr hinterher. Hilfe seitens der Stadt gibt es kaum.

Ehrenamtler in Oberhausen stoßen zusehends an ihre Grenzen: Die St. Michael Kirche ist bis auf die letzte Bank mit Klamotten gefüllt, die Kleiderkammer in der Tackenbergschule platzt aus allen Nähten, an der Fröbelschule werden Bürger mit vollen Spendensäcken abgewiesen, werden vom Oberhausener Norden in den Süden und zurück geschickt.

„Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft“, berichtet etwa Katrin Schubert vom Deutschen Roten Kreuz in Oberhausen, das die Stadt derzeit an den Standorten Stötzner-, Fröbel-, und Eisenheimschule unterstützt. „Wir haben keine Möglichkeiten mehr, Spenden anzunehmen.“ Von einem „Chaos ohne Ende“ spricht auch Klaus Roll, Initiator der Gruppe „Wir sind Oberhausen“. „Die Räume sind zu klein, der Andrang zu groß.“

„Oberhausen hat gepennt“

Die Spenden seien zwar wichtig, „aber wir müssen permanent sortieren, sieben Tage die Woche“, sagt Roll. Hilfe von der Stadt gibt es nicht. Im Gegenteil: in der vergangenen Woche seien zum Beispiel vier neue Flüchtlinge in der Tackenbergschule angekommen, ohne das Betten vorhanden waren. „Da hat Oberhausen gepennt.“

Auch Sigrid Culemann vom Bündnis Bunter Oberhausener Norden (B.O.N.), das sich um die Kleiderkammer an der Forststraße kümmert, verkündet: „Wir nehmen nur noch gezielt Spenden an.“ Aus eigener Tasche hat der B.O.N. mittlerweile einen Container für Möbel angemietet. Die eingerichtete Internetseite der Stadt, die Hilfsmöglichkeiten und -gesuche lenken soll, sei dabei keine Hilfe: „Viele Anfragen sind veraltet.“

Strukturen schaffen und Arbeitsabläufe optimieren

Auf weniger Spenden drängen die Initiativen nicht. Man müsse eben Lösungen finden, um dem Spendenandrang gerecht zu werden. „Strukturen schaffen, Arbeitsabläufe optimieren“, nennt es Klaus Roll. Dazu gehöre, dass sich die Sozialbündnisse untereinander, aber auch mit der Stadt vernetzen.

Die Stadt ist sich der enormen Last, die auf den Schultern der Ehrenamtler ruht, bewusst. Auch die überfüllten Kleiderkammern sind bekannt. „Wir wissen, dass sich Ehrenamtler einer mühevollen und anspruchsvollen Aufgabe stellen“, sagt Frank Bohnes, Bereichsleiter Soziales. „Dass wir aber den Inhalt von Kleiderkammern ausmachen, geht über unsere Leistungen hinaus.“

Neue Betreuungsquote gefordert

Die Stadt sei lediglich zuständig für die Aufwendungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, das Verpflegung und eine Unterkunft gewährleistet, „alles andere wie Spenden sind zusätzliche Hilfestellungen“. Dennoch soll eine angestrebte Betreuungsquote von 1:150 Flüchtlingen, die Situation an den Unterkünften auf lange Sicht entschärfen.