Oberhausen. Flüchtlinge und die Alten Herren von Adler Osterfeld treffen sich im Waldstadion zum Kicken: Kleine Gesten helfen, auch ohne Worte wird viel gesagt.

Sie rennen. Nehmen Maß. Schwitzen. Und jubeln — gemeinsam: Der Ball rollt im Waldstadion an diesem grauen Dienstagabend zum wiederholten Mal ins Aus. Doch unermüdlich geht der Dribbler mit den weißen Fußballschuhen dem runden Knicker hinterher, obwohl das Spielfeld längst schon zu Ende ist.

„Das kann in der Hektik des Spiels schon mal passieren“, murmelt ein Zuschauer an der Werbebande des Osterfelder Waldstadions. Zwei Mal 30 Minuten wird hier gekickt. Und doch ist es mehr als ein Feierabendspiel auf Zeit: Flüchtlinge aus der Unterkunft der nahen Fröbelschule und die Alten Herren von Adler Osterfeld kicken hier regelmäßig gegeneinander.

BVB-Fanclub hilft bei Ausrüstung

Ein feiner Pass hat den Stürmer erreicht. Die Kugel stockt, rollt nach einer Drehung in die Maschen. Tor! 1:0! Wer den Treffer erzielt hat, kann keiner am Spielfeldrand so recht trennen. Alte Herren und Flüchtlinge spielen heute in gemischten Mannschaften. Noch nicht alles läuft im fußballerischen Zusammenspiel rund. „Aber das ist bei den Bayern manchmal auch so“, ist man sich an der Werbebande sicher.

Alle sind voll bei der Sache. Das hat auch Ralf Weyer beobachtet. Mindestens eine Trikotfarbe dürfte ihm gefallen. Gerade hat ein Spieler mit gelben und schwarzen Längsstreifen einen Mitspieler umkurvt. „Das ist kein Schlechter“, sagt Weyer, der nicht nur bei Adler kickt, sondern auch beim BVB-Fanclub „OB-VB 09“ mitwirkt.

"Das sorgt für Applaus"

Für einige Flüchtlinge sind es die ersten Versuche auf dem Rasen, andere haben gute Vorkenntnisse. Die meisten kommen aus Syrien oder Albanien, sind Mitte 20. Einige kennen den deutschen Fußball gut. „Der BVB ist schon ein Begriff“, sagt Weyer. Der Oberhausener Fanclub hat gesammelt, wird Trikots und Utensilien für das Fußballspiel der Flüchtlinge spenden. Da die Osterfelder Fußballgruppe schon versorgt ist, gehen die nützlichen Dinge an eine andere Unterkunft.

Schon wieder rauscht der Ball in den Strafraum. Die Verständigung ist nicht einfach: Wenige Bruchstücke Englisch helfen, das meiste bei der Kommunikation funktioniert aber über Gesten. Der Arm, der die Richtung für den Pass weist. Das Abklatschen nach dem Torerfolg. Das Spiel wirkt konzentrierter, es ist stiller. Zwischenrufe gibt es kaum. Auch ohne Worte wird viel gesagt.

„Das Spiel schauen sich immer einige Zuschauer an. Das sorgt für Applaus“, sagt Ralf Weyer. Freunde aus der Unterkunft in der Fröbelschule sitzen auf den Tribünen. Und wieder fällt ein weiteres Tor. „Good, gut!“ Es wird geklatscht. Der Daumen deutet nach oben.