Oberhausen. Seit 25 Jahren musiziert der Inklusionskreis, der mit fünf Kindern gestartet war. Das Jubiläumskonzert verspricht ein „Festival der Freude“.
Von anderen Chören kennt man vielleicht „This Little Light of mine“ als sacht schunkelnden Gospel. Aber diese Rhythmusgruppe macht richtig Druck. Und Florians Stimme hält dem treibenden Drive souverän Stand. Ein blitzsauber gehaltener Trompetenton begleitet den rockigen Lobgesang bis ins Finale. Claudia Schubert strahlt: „Die Trompete war gut – und Florian hat zum ersten Mal auf Englisch gesungen.“ Der Inklusionskreis Regenbogen probt für sein Jubiläumskonzert.
Festtag mit Kabarett, Theater und viel Musik
Zum Jubiläumskonzert am Sonntag, 20. September, von 14 bis 18 Uhr im Congress-Centrum Luise Albertz, Düppelstraße 1, hat sich das Regenbogen-Ensemble zahlreiche Gäste eingeladen. Dazu zählen die Integrative Theatergruppe „Blindflug“, die „Karibu-Sounds of Marimbas“, die inklusive Musikschul-Band aus Bochum namens „Just Fun“, das Popcorn-Orchester der Mülheimer Musikschule, das Polizeiorchester NRW, der Spielmannszug Blau-Weiß Oberhausen und der musikalische Kabarettist Matthias Reuter.
Eine Ausstellung der städtischen Malschule begleitet den Festtag. Der Eintritt ist frei.
Dafür ist der eigentliche „Regenbogen-Raum“ der städtischen Musikschule – jener mit der Spiegelwand und den bunten Stoffbahnen an der Decke – längst zu klein geworden. Denn dieser „Kreis“ reifte in 25 Jahren zu einer Big Band aus 23 Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Da ist die kleine Aula der Musikschule gerade große genug. Und diese Band ist gefragt. „Menschen mit und ohne Einschränkungen“, sagt Volker Buchloh, „musizieren absolut mitreißend“. Der Musikschulleiter weiß: „Sie haben kaum ein Wochenende frei.“
Die Truppe in den Regenbogen-bunten Polo-Shirts spielt Kinderlieder bei Kita-Festen, kirchliche Musik für Gemeinden und Popmusik für alle Gelegenheiten. Sein bisher größtes Publikum hatte der Inklusionskreis, als er an der Seite des Polizeiorchesters NRW in Düsseldorf vor 11.000 Zuschauern die Special Olympics eröffnen durfte.
Einige sind seit Kindertagen dabei
Angefangen hatte alles ganz klein als „Musik mit Anna“. Die heute 33-jährige Anna Rupprecht erinnert sich genau: „Meine Mutter hat Frau Schubert gefragt, ob ich bei ihr Musik lernen kann.“ – „Ich war noch mitten in einer Zusatz-Ausbildung“, erzählt die Musikpädagogin. Konnte sie ein siebenjähriges autistisches Mädchen an die Musik heranführen? Ihr Chef hat sie ermutigt; mit fünf Kindern ging’s los.
Anna Ruprecht lebt heute, „sehr selbstständig“, wie sie sagt, in einer Wohnstätte in Schmachtendorf, kennt alle Termine – und weiß genau, wann die Probenzeit überschritten ist. Dabei ist die Mit-Gründerin des Inklusionskreises längst nicht die einzige, die seit Kindertagen beim „Regenbogen“ geblieben ist. Niko Allemann, vielseitig an Schlagzeug und Klavier, ist auch schon seit 15 Jahren dabei. Zum Spiel mit den extragroßen Schneebesen bleibt die Sonnenbrille cool auf der Nase.
Präzis wie ein Metronom hält er den Takt für Franziska Koczor, die strahlend„Ich bin ich“ von Rosenstolz singt: „Gehör ich hier denn noch dazu / Oder bin ich längst schon draußen?“ Der fragende Zweifel im Text von Peter Plate – im Regenbogenkreis ist er längst ausgeräumt: „Wir zeigen, dass behinderte Menschen nicht anders sind als ich und du,“ sagt Claudia Schubert. Fränzis Schwester Christian Koczor, erzählt die Musikpädagogin, sei ihr als „rechte Hand“ inzwischen unentbehrlich: „Sie schaut auf die Noten, auf die Mikrofone, auf die Abläufe hinter den Kulissen.“
Und das Jubiläumskonzert am Sonntag, 20. September, um 14 Uhr im Congress-Centrum? „Das wird ein Best of bei freiem Eintritt“, so viel verrät die Regenbogen-Gründerin. Mit programmatischen Titeln wie „Millionen Lichter“ oder „Tage wie dieser“ und mit vielversprechenden Gast-Ensembles. Außerdem gibt’s Theater-Sketche und Kabarett. Sogar für die Konzert-Pausen wird’s etwas Besonderes geben. „Es wird ein Festival der Freude.“ So fröhlich-bestimmt, wie Claudia Schubert das sagt, muss man es einfach glauben.