Oberhausen. Der Wegzug einer berühmten Werbeagentur war vielleicht nicht zu verhindern, doch er ist ein weiterer Beweis für die These, dass sich die Stadt mehr um die Wirtschaft kümmern muss.

Oberhausen hat spätestens seit den bewegten links-alternativen Zeiten der 1970er Jahre ein vielfältig buntes Spektrum an kreativ-künstlerisch äußerst begabten Menschen – wie man heute noch an der regen Kleinkunstszene und den soziokulturellen Zentren sehen kann.

Dies war auch der Nährboden für erstaunlich viele Werbe- und Multimediaagenturen in unserer Stadt, die mit originellen Ideen begeistern, wie etwa mit der vielen Oberhausenern noch immer bekannten „Klassenkampf“-Kampagne für unseren Fußballverein RWO.

Stadt mit dem besonderen Pfiff

Der Wegzug von Bassier, Bergmann & Kindler ist ein Tiefschlag für die gesamte Medienszene in Oberhausen. Denn abgesehen von der nicht unwichtigen Zahl an Arbeitsplätzen sorgt gerade diese trendige Berufswelt dafür, dass Oberhausen von außen als Stadt mit dem besonderen Pfiff (um diesen Retro-Ausdruck mal zu benutzen ) wahrgenommen werden kann.

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Dass Oberhausen an Hauptstädte wie München, Düsseldorf oder Berlin gewöhnte Kreativlinge für sich gewinnen kann, zeigen die mit Preisen überhäuften „Move Elevator“-Marketingleute: Die Werbeagentur ist hier gegründet und groß geworden, sie startet am Centro in einem Neubau an der Marina besser denn je durch. Der Standort wurde gewählt, um den Wünschen der Beschäftigten entgegenzukommen – in der Pause essen und bummeln, am Abend Kinofilme schauen und an der Promenade feiern.

Defizite im Umgang mit den Bedürfnissen der hier ansässigen Firmen

Mitten im OB-Wahlkampf bedeutet die negative Entscheidung von Bassier Gegenwind für Kämmerer und SPD-OB-Kandidat Apostolos Tsalastras und Aufwind für CDU-Ratsfraktionschef Daniel Schranz – vollkommen unabhängig davon, ob das Rathaus im konkreten Fall dieser Agentur überhaupt etwas gegen den Wegzug hätte tun können. Wie die Stadtspitze überzeugend beteuert, ist der Agentur gerade in der Lyzeum-Frage der rote Teppich ausgerollt worden. Am Ende hat es aber nicht geklappt – und das fällt so oder so dem Rathaus auf die Füße.

Dass die Stadt im Allgemeinen Defizite im Umgang mit den Bedürfnissen der hier ansässigen Firmen hat, sehen beide OB-Kandidaten. Schranz und Tsalastras wollen direkte Ansprechpartner im Rathaus für Firmenchefs installieren, versprechen schnellere Genehmigungsverfahren als bisher – und wollen die Steuerlast senken. Oberhausen benötigt die Konzentration auf Förderung von Arbeitsplätzen – das muss für den neuen Oberbürgermeister Ziel Nummer 1 sein. Dies ist von beiden erkannt und versprochen worden. Und das ist gut so.