Oberhausen. Unklare Zuständigkeiten: „Man fühlt sich im Stich gelassen.“ Der Vorwurf wurde jüngst bei der CDU laut. Bürger fühlen sich mit Anliegen abgewimmelt.
Die Sonne kommt doch noch einmal durch an diesem sonst trüben Septembervormittag. Kinder, die heute erst später zum Unterricht müssen, laufen mit ihren bunten Tornistern auf dem Rücken in Richtung Schule am Froschenteich. Die Fensterbänke und Vorgärten sind mit hübschen Blumen geschmückt, eine ältere Dame grüßt herzlich. Hier, im Grenzgebiet zwischen Oberhausen und Essen, ist alles in Ordnung.
Könnte man meinen. Ist aber offenbar nicht so. Über einen „wachsenden Unmut“ bei den Bürgern haben jüngst auch die CDU-OB-Kandidaten beider Städte, Daniel Schranz und Thomas Kufen, gesprochen. Vieles läge im Argen, hieß es bei dem Gespräch. Wir haben bei den Bürgern nachgefragt.
Überwucherte Bürgersteige und Schlaglöcher
„Das größte Manko in diesem Stadtteil ist die Frage der Zuständigkeiten“, sagt etwa Dorothee Wolinski. Bürgerbeschwerden im Rathaus würden allzu oft abgetan mit den Worten „da sind wir nicht zuständig“. Bei der Grünpflege sei das zum Beispiel so, sagt die 43-Jährige. Bei der Stadt Oberhausen habe sie angefragt, weil der Bürgersteig auf der Grenze zu Essen völlig überwuchert war. „Es kann ja sein, dass die Stadt nicht zuständig ist. Aber man hätte mir vielleicht sagen könne, wer es dann ist“, beschwert sie sich. Das sei aber nicht geschehen. „Da fühlt man sich schon ein bisschen im Stich gelassen.“
Ähnlich sei es bei der Straßensanierung, sagt Wolinskis Nachbar Helmut Höhne. Alle paar Wochen würde ein Trupp Bauarbeiter Teer in die Schlaglöcher füllen. „Aber das hält doch nicht“, sagt er. Der 77-Jährige wünscht sich, dass da mal ordentlich saniert wird. „Man kann sonst wirklich den Eindruck gewinnen, die Stadt interessiere sich nicht für ihre Randgebiete.“
So wie sich die Busfahrer offenbar nicht für die Anwohner interessierten, sagt Dorothee Wolinski. Die Busse des Schienenersatzverkehrs parkten ständig vor ihrer Haustür, „mit laufenden Motoren“. Sogar bei der Polizei habe sie das Gefühl, die Grenzgebiete werden vernachlässigt. „Die Essener Straße wird oft als Rennstrecke benutzt“, klagt sie. Sie habe bei Polizei und Ordnungsamt angerufen. „Nicht zuständig“, sei die Antwort gewesen.
Mangelhafte Informationspolitik
Tino Nehrenheim geht mit seiner Kritik noch ein Stückchen weiter: Er fühlt sich von der Verwaltung abgewatscht. Er kann sich noch gut daran erinnern, als die Stadt vor einigen Jahren die Straße Hausmannsfeld zur Vorfahrtsstraße machte. „Ein Unding! So fahren die Autos doch schneller, an der Straße gibt es aber Kindergärten und Schulen!“ Zwei Jahre lang hat er dafür gekämpft, dass die Änderung zurückgenommen wird. Letztlich mit Erfolg, aber der Weg dorthin sei nicht einfach gewesen: Sachbearbeiter bei der Stadt hätten sich verleugnen lassen, Politiker (in seinem Fall der SPD) hätten sich nicht gekümmert. „Dabei sind die doch für uns Bürger da!“
Positiver sieht es Anwohner Klaus Krapf. Er hat nicht das Gefühl, der Stadtteil werde vernachlässigt. Es gebe immer einen Weg, sich politisch einzubringen, auch in den Grenzgebieten der Stadt. Trotzdem könnte die Informationspolitik von Politik und Verwaltung besser sein – bei der vor einigen Monaten geplanten Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 zum Beispiel. Das Projekt sei ja noch nicht vom Tisch, das bestätigte auch Essens CDU-OB-Kandidat bei seinem Treffen mit Daniel Schranz. „Bevor da wieder was spruchreif wird, möchte ich aber mit den Politikern ins Gespräch kommen.“