Oberhausen/Essen. Seit sechs Jahren sind sich die beiden Nachbarstädte Oberhausen und Essen über ihre Zuständigkeiten uneins. Jetzt wird an einer Lösung gearbeitet.

Grenzen können bekanntlich manchmal verschwimmen, an der Ripshorster Straße in Borbeck aber verspringen sie. Parallel zum Bahndamm verläuft diese Straße zwischen zwei Brücken. Über eine Länge von rund einem Kilometer gehören Fahrbahn und Bürgersteig zu Oberhausen, nur auf den letzten 65 Metern sieht es anders aus: Die Fahrbahn gehört zur Stadt Essen, der Bürgersteig zu Oberhausen. Für die Menschen in Borbeck ist das alles andere als lustig: Weil sich beide Seiten nicht richtig zuständig fühlten, machte lange keiner regelmäßig sauber.

Seit sechs Jahren herrscht dieses Zuständigkeiten-Chaos – nun kündigt sich endlich eine Lösung für die entnervten Anwohner in Borbeck an: Nach Auskunft aus unserer Nachbarstadt werden künftig die Essener Entsorgungsbetriebe die vernachlässigten 65 Meter Straße reinigen. Abtreten an Oberhausen wolle man das Gebiet aber nicht, sagt ein Stadtsprecher.

Gespräche seit Jahresanfang

Seit Anfang des Jahres verhandeln Vertreter aus beiden Rathäusern über diese Lösung. Angestoßen hatte das Immanuel Schuler von der FDP. Der Lokalpolitiker lebt in Borbeck, wird häufig von Nachbarn auf die Ripshorster Straße angesprochen. „Alle hier ärgern sich darüber, dass sich niemand zuständig für den Dreck fühlt.“

Dass es überhaupt zu diesem bizarren Grenzsprung kommen konnte, hat mit dem Bau der Brücke über den Gleispark Frintrop zu tun. Die Brücke und die Ripshorster Straße nördlich der Bahntrasse gehörten ursprünglich zu Essen. In Schuss gehalten wurde das Bauwerk allerdings nicht: 2004 wurde die Brücke gesperrt, weil sie völlig marode war. Für Oberhausen war das schlecht, die Borbecker fühlten sich regelrecht abgeschnitten. Um diesen Konflikt zu lösen, trat Essen Straße und Brücke zwecks Neubau an Oberhausen ab. Völlig vergessen wurden dabei jene 65 Meter Straße.

Deutsche Bahn ist auch noch im Spiel

Kurzfristig zu übernehmen sei dieses letzte Straßenstück nicht, sagt Bernhard Klockhaus aus dem Oberhausener Bereich Tiefbau. „Das wäre ein wahnsinniger Verwaltungsakt, der viele Jahre in Anspruch nehmen würde.“

Nicht nur mit Kollegen im Essener Rathaus hat er verhandelt: Erschwerend hinzu kommt, dass an dieser Straße auch die Deutsche Bahn im Spiel ist: Eine Straßenseite grenzt an den Bahndamm. Von dort ragten Büsche in die Fahrbahn, beklagen Anwohner. Müll sammelt sich im Dickicht. „Auch die Bahn hat eine Verkehrssicherungspflicht“, sagt Bernhard Klockhaus. „Wenn wir Gefahr im Verzug sehen, werden wir aktiv werden.“