Oberhausen. . Bei der Jugendhilfe in Oberhausen gibt es zu viele Betreuungsfälle für zu wenige Mitarbeiter. Fünf neue, befristete Stellen müssen geschaffen werden.
Die Situation bei der Jugendhilfe ist gravierend: Weil die städtischen Mitarbeiter Familien immer intensiver betreuen müssen, kommen sie mit ihrer Arbeit kaum noch hinterher. Zwischen dem 28. Mai und dem 1. Juni haben Oberbürgermeister Klaus Wehling Überlastungsanzeigen von 35 Mitarbeitern des Bereichs Erzieherische Hilfen erreicht. Nun sollen mit Hilfe einer Dringlichkeitsentscheidung zum 1. September fünf neue Stellen in diesem Bereich geschaffen werden.
Zu viele Fälle für zu wenige Mitarbeiter, so lautet die Begründung in Kurzfassung. Die Gemeindeprüfungsanstalt hat einen landesweiten Mittelwert errechnet. Der sieht vor, dass ein Sachbearbeiter für 35 Fälle zuständig ist. In Oberhausen gibt es zurzeit ein Verhältnis von 62 Stellen zu 2332 Fällen (Stand 30. April). Damit fehlen fünf Stellen. Die sollen nun besetzt werden. In der Vergangenheit gab es bereits Initiativbewerbungen von interessierten Sozialpädagogen und Sozialarbeitern, die nicht berücksichtigt werden konnten. Auf sie möchte die Stadtverwaltung nun zurückgreifen, erläutert Stadtsprecher Martin Berger auf Anfrage der Redaktion. Die neuen Mitarbeiter sollen befristet für zwei Jahre eingestellt werden. Der Stadt beschert das zusätzliche Personalkosten in Höhe von 338.500 Euro pro Jahr.
Fürs Kindeswohl verantwortlich
Die Mitarbeiter im Bereich der Erzieherischen Hilfen sind unter anderem für den Kinderschutz zuständig, sie müssen eine Gefährdung des Kindeswohls abwenden, Kinder, Jugendliche und Eltern beraten und Hilfen zur Erziehung organisieren. Durch die komplexer werdenden Problematiken in vielen Familien steigt die Arbeitsintensität und die aufzubringende Arbeitszeit pro Fall. Oftmals sei es inzwischen so, dass in einer Familie nicht mehr nur eine erzieherische Hilfe ausreicht, sondern parallel auf mehrer Hilfen zurückgegriffen werden müsse, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung für die entsprechenden Ausschüsse. „Dadurch kann eine qualifizierte Sicherstellung der Pflichtaufgaben der Jugendlichen unter den derzeitigen Bedingungen nicht erfolgen“, heißt es weiter.
Außerdem darf die Stadt die Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nicht vernachlässigen. Durch die starke Überlastung der einzelnen Mitarbeiter kommt es nach Angaben der Stadtverwaltung zu erheblichen krankheitsbedingten Ausfällen. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Zahl der Fehleinschätzungen wegen der Arbeitsbelastung steige – zum Schaden der Kinder und Jugendlichen.
Der Dringlichkeitsbeschluss wird dem Jugendhilfeausschuss in seiner morgigen Sitzung (Beginn 15 Uhr) vorgelegt.