Oberhausen. . Auf 50 Seiten hält das Rathaus Oberhausen fest, wie es Flüchtlinge betreuen will: mehr Kinderbetreuung, offene Jugendhäuser, Theaterangebote und Sportgruppen.
Die Menschen im Ruhrgebiet packen an, ohne lange zu reden. Und so ist es vielleicht zu erklären, dass Oberhausen viele Jahre lang Asylsuchende untergebracht und betreut hat, ohne dass es dafür ein schriftliches Konzept gab.
Flüchtlinge in DeutschlandAngesichts steigender Flüchtlingszahlen forderte die Politik Ende 2014 klare Regeln. Seit Dezember haben Fachleute aus vielen Bereichen des Rathauses, anderen Institutionen sowie des Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialforschung und Politikberatung an einem 50-seitgen Konzept gearbeitet. Es beschreibt detailliert, wie Flüchtlinge betreut werden und was verbessert werden soll. „So ist ein übergreifendes Konzept entstanden, mit dem wir weiterarbeiten“, sagt Dezernentin Elke Münich. Ab heute wird es der Politik vorgestellt. Dies sind einige Auszüge.
Deutschkurse
Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben wollen, sollen schneller Deutsch lernen. Der Bund fördert Integrationskurse nur, wenn zuvor der Asylantrag eines Flüchtlings genehmigt wurde. Die VHS will früher einsetzen und Flüchtlinge, die sehr wahrscheinlich in Deutschland bleiben dürfen, quasi vorschulen. Geplant sind Alphabetisierungs- und Integrationskurse von bis zu 25 Wochenstunden, finanziert über Drittmittel.
Kleinkinder
32 Prozent der in Oberhausen lebenden Flüchtlinge sind minderjährig. Flüchtlingskinder können zwar Kitas besuchen, doch machen Kriegstraumata und kulturelle Besonderheiten andere Hilfen nötig. Die Stadt setzt auf Gelder aus dem Landesprogramm „Kinderbetreuung in besonderen Fällen“. Im Schnitt soll sich eine Erzieherin um fünf Kinder im Vorschulalter kümmern können.
Jugendliche
Sicherheit und Akzeptanz
Die meisten Bürger stehen laut Stadt dem Thema Asyl offen gegenüber. In der Diskussion um neue Heime gab es aber auch Sorgen. Fünf Leitlinien hat sich das Rathaus gegeben, um für mehr Akzeptanz zu werben: Bürger werden rechtzeitig informiert und Sorgen ernst genommen.
Ehrenamtliche werden unterstützt. Heime sollen ein „angemessenes äußeres Erscheinungsbild“ haben. Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung und Flüchtlinge finden besondere Beachtung. Nicht geklärt ist, ob Wachdienste in den Heimen notwendig sind.
Schulpflichtige Flüchtlingskinder werden in internationalen Vorbereitungsklassen in der deutschen Sprache und verschiedenen Schulfächern unterrichtet. Aktuell gibt es 26 solcher Klassen an Grund- und weiterführenden Schulen. Das Land hat Geld für sieben neue Lehrer bereitgestellt.
Für den Offenen Ganztag sollen interkulturelle Standards festgelegt werden, wie sie schon für Kitas erarbeitet worden sind. Lehrer sollen sich über kulturelle Unterschiede weiterbilden. Schulsozialarbeiter sollen Ansprechpartner für die Flüchtlingskinder sein. Aktuell gibt es 7,5 Stellen in Oberhausen; langfristig sind weitere nötig. Geprüft wird, ob Jugendhäuser spezielle Angebote für Flüchtlingskinder schaffen und Jugendmobile eingesetzt werden.
Kultur und Sport
Nach dem erfolgreichen Stück „Die Schutzbefohlenen“, bei dem am Theater auch Flüchtlinge mitgewirkt haben, plant die Kulturstätte eine neue Serie unter dem Titel „Die Erzählungen der Schutzbefohlenen“. Unter Federführung des Stadtsportbundes sollen Flüchtlinge zudem besseren Zugang zu Vereinen erhalten.
Abschiebung
Auch das gehört zum Handlungskonzept: Wenn das Bundesamt für Migration einen Asylantrag ablehnt, muss der Flüchtling Deutschland verlassen. Umsetzen muss diesen Rückführungsbeschluss das Oberhausener Ausländeramt. „Bei aller Integration, die wir im Konzept beschreiben, sind wir an die Entscheidungen des Bundes gebunden“, sagt Münich.