Oberhausen. . Die Stadt Oberhausen stellt erstmals ein schriftliches Konzept zur Betreuung von Asylsuchenden auf: mehr private Wohnungen, Anreize für Neubauten, feste Größen für Heime.

Um immer mehr nach Oberhausen verwiesene Flüchtlinge unterzubringen, will das Rathaus noch mehr private Wohnungseigentümer und Wohnungsbaugesellschaften an den Tisch holen.

Bis 2017 soll die Hälfte aller in Oberhausen lebenden Asylsuchenden in privaten Wohnungen leben. Aktuell sind es nur rund ein Drittel. Konkret will das Rathaus Anreize liefern, damit etwa neue Häuser mit von Bund und Land gefördertem Wohnraum für Flüchtlinge gebaut werden. Das geht aus einem umfangreichen und fachübergreifenden Handlungskonzept hervor, das die Stadt erstmals zur besseren Betreuung und Unterbringung der hier lebenden Asylsuchenden erarbeitet hat.

„Durch die konkrete Akquise der vergangenen Monate haben wir bereits mehr private Wohnungen angeboten bekommen als bisher“, sagt Sozialdezernentin Elke Münich. „Das wollen wir weiter ausbauen.“

Für 2016 werden bis zu 1100 Flüchtlinge erwartet

Aktuell leben in Oberhausen rund 1300 Flüchtlinge sowie rund 150 Asylsuchende, die in der Landesunterkunft an der Fröbelschule untergebracht sind. Bis zum Jahresende werden rund 300, für 2016 bis zu 1100 Flüchtlinge erwartet.

Eine Chance für unsere Stadt

Krieg, Folter, Armut, Verzweiflung – die Vielzahl an Menschen, die aus Krisenregionen zu uns kommen, hat ganz Deutschland überrascht. Die Aufgabe für das Oberhausener Rathaus, für die hiesige Politik und für die engagierten Sozialverbände ist nicht zu unterschätzen und wird bisher viel zu selten gewürdigt. Das liegt auch daran, dass die Aufnahme der vielen Neuankömmlinge nicht ohne Schwierigkeiten verläuft und verlaufen ist. Das kann auch gar nicht viel anders sein: Denn den Städten werden über Nacht Hunderte von Menschen in Not zugewiesen – die eigentliche Last müssen die Kommunen vor Ort tragen. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Hauptkosten für die Hilfe der bedrohten Menschen nicht auch noch bei den ärmsten Städten hängen bleiben würden. Hier müssen Land und Bund nachbessern. Auf der anderen Seite sollte man die vielen tatkräftigen Menschen, die nach Oberhausen kommen, als Chance sehen. Die Hälfte von ihnen sind junge Leute unter 25 Jahren, darauf weist das bemerkenswerte Konzeptpapier des Rathauses zu Recht hin. Wenn wir sie richtig ausbilden, wenn wir sie willkommen heißen, dann helfen sie mit, dass unsere bisher so stark schrumpfenden Revierstädte auch in Zukunft lebendig bleiben. (-ps)

Angesichts dieser Prognosen will das Rathaus auch künftig zwar nicht auf städtische Gemeinschaftsunterkünfte verzichten, stellt aber erstmals konkrete Regeln für weitere Heime auf. Zentrale, große Standorte sollen auch künftig vermieden werden. Maximal zwischen 100 und 150 Menschen werden an einem Standort leben, jede neue Unterkunft bekommt einen Außenspielplatz für Kinder, gesonderte Betreuungsräume und einen Hausmeisterdienst.

Nur in Ausnahmefällen sollen Heime für 200 Asylsuchende gebaut werden. Im Schnitt rechnet die Stadt darin jedem Flüchtling genau 7,85 Quadratmeter Platz zu. In der Regel sollen die Menschen zu viert in einem Raum leben.

Schulen als Notunterkünfte

Sollten Heime und Privatwohnungen nicht reichen, sollen ehemalige Schul- und Verwaltungsgebäude als kurzfristige Notunterkunft umgenutzt werden. Bisher war das nur in Ausnahmefällen geschehen, etwa bei der Tackenbergschule.

Zur Betreuung der Menschen, die ihre Heimat wegen Krieg, Verfolgung und Leid verlassen haben, will der Sozialbereich langfristig mehr Mitarbeiter einstellen. Künftig soll sich ein Sozialarbeiter oder ein Schulsozialarbeiter um 150 Flüchtlinge kümmern. Derzeit hat das Team Sozialarbeit 5,5 Stellen, für Schulsozialarbeiter bestehen 7,5 Stellen. Flüchtlinge in Deutschland