Oberhausen. Die Emschergenossenschaft umwirbt Hauseigentümer und Unternehmen in Oberhausen, mehr Flächen zum Versickern von Regenwasser zu schaffen.

In Oberhausen fließt zu viel sauberes Regenwasser direkt zum schmutzigen Abwasser in die Kanalisation. Aus Sicht der Emschergenossenschaft ist das nicht nur unnötig, sondern auch teuer und schlecht für das Klima. Der Wasserwirtschaftsverband umwirbt nun Hauseigentümer und Unternehmer, damit sie Flächen auf ihren Grundstücken entsiegeln. Dort soll mehr Regenwasser als bisher versickern.

Regenwasser hat für Brigitte Spengler, Ingenieurin bei der Emschergenossenschaft, nichts im Abwasser zu suchen. „Es ist ja sauber und muss gar nicht geklärt werden.“ Statt es also in die Kanalisation zu leiten, sollte es vielmehr über Mulden oder Rigolen langsam versickern können, das sind etwa mit Kies gefüllte Speichersysteme. Vorteil: „Die Kanalisation wird weniger belastet.“ Bei heftigem Regen können so Überflutungen und das Risiko von Rückstau bis in den heimischen Keller eingedämmt werden. „Gerade bei Starkregen halten Mulden den Regen zurück.“

Dies schlage sich finanziell nieder: Beim Kanalbau müssten Rohre nicht so groß sein, wenn weniger Regenwasser durch sie abgeleitet wird. Eigentümer entsiegelter Flächen sparten zudem einen Teil der Niederschlagswassergebühren.

Vor zehn Jahren haben die Emschergenossenschaft, die Emscherstädte und das Land NRW vereinbart, bis 2020 etwa 15 Prozent des Regenwassers von der Kanalisation abzukoppeln. Das ist das Jahr, in dem der groß angelegte Emscher-Umbau von der einstigen Köttelbecke zum sauberen Fluss abgeschlossen sein soll.

Vier Prozent des Wassers versickert

Bis 2015 sollten neun Prozent des Niegerschlags in der Emscher-Region über Rigolensysteme oder Mulden versickern. Im Schnitt sind es erst 6,3 Prozent. Oberhausen liegt sogar nur bei vier Prozent.

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Immerhin: „In dieser Stadt sind bereits einige Maßnahmen in Planung, mit denen weitere fünf Prozent des Regenwassers von der Kanalisation abgekoppelt wären“, sagt Spengler. Weitere geeignete, nicht durch die Industrie belastete Flächen sollen nun gefunden werden; das Land NRW will diese Projekte finanziell unterstützen.

Beispiele, wie man Regenwasser vom Abwasser abkoppelt, kann Spengler in der ganzen Stadt benennen. In der Arbeitersiedlung Stemmersberg in Osterfeld etwa sind 2002 Mulden und Rigolen angelegt worden. Hübsche Rasenflächen zwischen den Häusern sind so entstanden. Auf dem Schulhof des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums in Alt-Oberhausen läuft Regenwasser seit 2014 an einer speziellen Pflasterfläche in eine Rigole. Jüngst erst hat die Firma Liebherr in Sterkrade einen großen offenen Graben auf ihrem Gelände freigelegt, von dem Regenwasser in den Boden ablaufen kann.

Auch der Umwelt werde so geholfen, sagt Brigitte Spengler. Stark versiegelte Flächen heizten das Klima in der Stadt auf. „Mit Wasserflächen wird es kühler.“ Renaturierte Gewässer wie bald die Emscher und ihre Ne­benflüsse sind zudem auf den natürlichen Wasserhaushalt angewiesen.