Oberhausen. . Ober- oder unterirdisch? An der Art der Verlegung der Leitungen scheiden sich die Geister. Der für 2017 angedachte Baubeginn könnte sich verzögern.

Für etwas Knatsch in der NRW-Regierungskoalition sorgte Mitte Juni die Kritik von Oberhausens Umweltdezernentin Sabine Lauxen (Grüne) zur geplanten Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr, die zwischen Moers und Herne ab Ende 2019 zusätzlich Tausende Haushalte preisgünstig beheizen soll. Lauxen wie auch die Bezirksregierung Düsseldorf äußerten sich in einer Vorberatung zum Planfeststellungsverfahren, das 2016 starten soll, kritisch. So lehnten die Kritiker die oberirdische Verlegung der Wasserrohre zwischen Essen-Karnap, Oberhausen und Duisburg-Walsum ab. Die NRW-SPD sah nach dieser Runde sogar den Baubeginn 2017 in Gefahr.

Planfeststellungsverfahren 2016

Dass es bei einem so großen Projekt zu Verzögerungen kommen könne, ist möglich, erklärt Birgit Konopatzki, Sprecherin der an dem Projekt beteiligten Energieversorgung Oberhausen (EVO). „Bei der Komplexität der Fragestellungen und Planungsaufgaben sind Verzögerungen nicht ganz auszuschließen“, sagt sie auf NRZ-Anfrage. Doch derzeit plane man damit, die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren im Frühjahr 2016 einzureichen.

Vorbereitung der Planung

Anfang März haben Akteure der Steag, der Fernwärmeversorgung Niederrhein und der EVO einen Gründungsvertrag für die neue Gesellschaft Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr (FWSRR) unterzeichnet.

Alle Aktivitäten werden von der Projektgesellschaft, die ihren Sitz in Essen hat, gesteuert. Derzeit ist sie vor allem mit der Planung zur Erstellung der Antragsunterlagen für das Planfeststellungsverfahren beschäftigt sowie mit der Vorbereitung der Projektfinanzierung.

Die Leistungen werden sowohl vom Personal der Gesellschafter, das für die Projektgesellschaft abgestellt wurde, erbracht als auch von Dienstleistern.

Sofern Fremdleistungen erforderlich waren, sind Ausschreibungen erfolgt und Aufträge an Planer, Architekten, Geologen und weitere Dienstleister von der Gesellschaft vergeben worden.

Aktuell diskutieren die Beteiligten – der Steag-Konzern als Haupteigner, der Fernwärmeverbund Niederrhein und die Oberhausener Stadttochter EVO – über den Trassenverlauf. Einer sei derzeit in der Abstimmung mit vielen Gesprächspartnern. Dazu gehören viele Prüfungen. Es müssen Bodenproben und -gutachten erstellt, Abstände errechnet und eingehalten sowie biologische Gutachten erstellt werden.

Außerdem müsse der Kampfmittelräumdienst prüfen, ob Bomben-Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden liegen. Auch auf Bergbauschäden und den zukünftigen Verlauf der Betuwe-Linie müsse man bei der Planung achten, erläutert Konopatzki.

Trassenverlauf entlang der A 42

Vor allem mit Straßen NRW und der Emschergenossenschaft sei die EVO in Gesprächen, weil die Trasse in Oberhausen entlang der A 42 und der Emscher verlaufen soll. Details aber gibt es aus den genannten Gründen noch nicht. „Zurzeit werden von den verantwortlichen Akteuren Varianten diskutiert, die für alle Beteiligten eine gute Lösung darstellen“, sagt die EVO-Sprecherin. Umweltdezernentin Lauxen, so erklärte sie, sei nicht gegen das geplante größte Fernwärme-Netz Europas, wolle aber keine Stahlrohre durch die gerade mühsam renaturierten Emschergebiete verlegen lassen. Die weiteren Vorschläge bleiben noch abzuwarten, doch Konopatzki betont: „Oberirdisch verlegte Leitungen sind grundsätzlich kostengünstiger.“ Die Kosten müssen die Planer im Blick behalten, damit der Bau der Fernwärmeschiene nicht Unsummen verschlingt, die am Ende der Verbraucher mittragen müsste. Aber ebenso gebe es Stellen, an denen die Rohre unterirdisch verlegt werden müssten.

„Die Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr ist ein Dekadenprojekt. Wir befinden uns zurzeit in einem intensiven und konstruktiven Dialog, um für Oberhausen und die Region die optimale Lösung zu finden. Das ganze Planungs- und Genehmigungsverfahren ist ein komplexer Weg, den es sich aber lohnt, für Umwelt, Versorgungssicherheit und Preisstabilität zu gehen“, sagt Bernd Homberg, technischer Vorstand der EVO.