Oberhausen. . Die heiße Phase startet. Doch schon im bisherigen Wettstreit kam es zu Misstönen. Von frühen Plakaten und öffentlichen Liebeserklärungen.

Apostolos Tsalastras bat die Pressevertreter zum Gespräch. Das Thema: Der Beginn der heißen Wahlkampfphase. Als ob es nicht schon heiß wäre. Doch in der Tat, die „heiße Phase“ hat begonnen – noch sechs Wochen bis Tag X. Am 13. September wählen die Oberhausener ihr neues Stadtoberhaupt. Wir nutzten den Startschuss der heißen Phase, um uns den Wahlkampf der OB-Kandidaten etwas näher anzuschauen.

Die Sommerferien sind vor allem für die beiden großen Parteien SPD und CDU eine willkommene Zeit, um durch die Stadt zu touren, mit Bürgern und Betroffenen zu reden, hinzuhören, zu schauen, wo der Schuh drückt. Die Sommertour der CDU etwa führte ihren Oberbürgermeister-Kandidaten Daniel Schranz in Unternehmen wie Fitscher Guss – wo auch Tsalastras zu Gast war –, zum Fraunhofer Institut Umsicht, zu Grillpartys mit Bürgern. Sie lädt zu Bustouren zu den Tops und Flops der Stadtentwicklung ein. Und den ersten Knatsch gab’s auch schon.

Sommerplakate und ein Knatsch

Die CDU gab vor den Sommerferien Gas, bepflasterte als erste Partei Laternenmasten mit Plakaten, auf denen Daniel Schranz „schöne Ferien“ wünschte und vorschlug, „die Perspektive zu wechseln“. Die SPD kritisierte: Die CDU missachte den guten Ton, der da sagt: Plakate hängt man erst sechs Wochen vor der Wahl auf. Jetzt sind die Plakate da, auf der Konrad-Adenauer-Allee, am Rathaus, am Friedensplatz. Und es werden täglich mehr.

Auch Apostolos Tsalastras, der gemeinsame OB-Kandidat der SPD, Grünen und FDP grinst den Wähler an, ein „Hans Dampf in allen Gassen“. „Posto packt’s an“ betitelt er seine Aktionen, er versetzte sich während seiner Praxis-Tage in die Rolle der Betroffenen, half in der mobilen Jugendarbeit, in der Kindertagesstätte Emek, begleitete den Kommunalen Ordnungsdienst bei seinen Rundgängen. Nicht als Kämmerer, wie er betont, sondern als OB-Kandidat. Für diese Mitmach-Tage habe er sich gar freigenommen, sagt er.

Doch so manchen Bürger wundert’s, dass sich Stadtpersönlichkeiten oder gar ganze Teams auf die eine Seite stellen. Bei der Saisoneröffnung von Rot-Weiß Oberhausen posierte SPD-Mann Tsalastras vor dem Anpfiff der Partie gegen eine niederländische Mannschaft auf dem Spielfeld mitten in den Armen der Spieler. Dieses Bild tauchte später nicht nur auf der Facebook-Seite von Tsalastras, sondern auch an prominenter Stelle auf der Internetseite der Kleeblätter auf.

Bessere Reinigung von Schultoiletten

Nach seinen Gesprächen mit Bürgern und diversen Initiativen lässt Tsalastras einige Aspekte in der Verwaltung prüfen: So soll für eine zweite Reinigung der Schultoiletten die OGM ein Konzept erstellen. Für die Autobahnanbindung am Waldteich-Gelände will Tsalastras eine Machbarkeitsstudie übers Bauministerium erreichen.

„Wir betreiben insofern Wahlkampf, als dass Apostolos Tsalastras tatsächlich auf diesem Bild zu sehen ist“, erklärt RWO-Präsident Hajo Sommers. „Aber das hätte genauso gut Daniel Schranz sein können, oder der Kandidat der Linken, Norbert Müller.“ Außer dem Kandidaten der Ampelkoalition sei jedoch kein anderer Anwärter auf den Oberbürgermeister-Posten vor Ort gewesen. „Es kommt auch immer darauf an, ob sich jemand für RWO interessiert“, führt Sommers aus. „Herr Tsalastras ist regelmäßiger Gast im Stadion.“ Sollte sich Daniel Schranz für das erste Heimspiel der Saison gegen Alemannia Aachen ankündigen, würde er ihn auch gerne begrüßen – das gelte ebenfalls für weitere Kandidaten. „Wir sind als Verein auf jede Unterstützung im gesellschaftlichen und politischen Raum dankbar.“

Bei der Diskussionsreihe „Postos Bahnhof“ ließ Tsalastras Persönlichkeiten wie eben Hajo Sommers oder Superintendent Joachim Deterding für sich werben. „Ich tue das, weil ich ‘Posto’ schätze“, so Sommers, nicht weil er der SPD unter die Arme greifen möchte. „Ich weiß auch, dass das nicht überall gut ankommt.“ In verschiedenen RWO-Gremien sei das Thema bereits angeklungen. „Ich lasse mir meine Meinung aber nicht nehmen“, erklärt der Präsident, der darauf baut, ausreichend Rückhalt zu genießen.

Ein Kompliment

Ja, es sei „erstaunlich“, sagt Tsalastras über diese Unterstützung. Aber „für mich persönlich ist es ein Kompliment“. Auch Burkhard Drescher war, gemeinsam mit Friedhelm van den Mond, kürzlich beim Tsalastras-Talk im Turm. „Macher trifft Macher“, lautet das Fazit von SPD-Parteivize Bernd Elsemann.

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Für manche steht Tsalastras für das System, für dessen Ablösung die CDU wirbt. Bei anderen punktet er mit seiner Erfahrung. Parteivize Elsemann ist sicher: „Posto steht für den Wechsel.“ Jeder neue Oberbürgermeister sollte einen Wechsel beinhalten, argumentiert er. Überhaupt: Tsalastras habe bislang Gutes geleistet. Für das Sportstättenkonzept, für die Kultur. Und auch bei den Finanzen bescheinigt ihm Ex-Kämmerer Elsemann solide Arbeit: „Oberhausen hat nie gezockt“, meint er und spielt damit auf Risiko-Geschäfte anderer Städte durch Spekulationen mit Schweizer Franken oder Cross-Boarder-Leasing an.

Und wenn wir schon beim Zocken sind: Ein wenig gleicht der Wahlausgang am 13. September einer Lotterie. Den Ausgang vorher zu sagen – schier unmöglich. Es wird eng. Die Oberhausener sind ihres Glückes Schmied.

Die Oberhausener OB-Kandidaten bei Abgeortnetenwatch