Oberhausen. WAZ-Leser konnten dem Arzt Dr. Christoph Gerhard, Facharzt für Palliativmedizin, Neurologie,Medizinethiker, Fragen zur Sterbehilfe und Palliativmedizin stellen.

Es gibt einen Weg, friedlich, ohne Schmerzen, Atemnot und Angst zu sterben. Die Palliativmedizin macht es möglich. Dr. Christoph Gerhard, Facharzt für Palliativmedizin, Neurologie,Medizinethiker und spezieller Schmerztherapeut, beantwortete am Mittwoch am WAZ-Telefon Lesern Fragen zur Palliativmedizin und auch zur Sterbehilfe.

Der Mediziner stellte eines klar: „In Berlin wird im Moment über Suizidbeihilfe, nicht über Sterbehilfe gesprochen.“ Die aktive Sterbehilfe, jemandem etwa eine tödliche Spritze zu geben, sei verboten. Erlaubt ist die passive Sterbehilfe. Viele Patienten schlafen mit Hilfe der passiven Sterbehilfe friedlich ein. Ein Beatmungsgerät abzustellen, ist erlaubt, wenn es dem Wunsch des Patienten entspricht.

Hospize sind eher für Krebskranke ausgerichtet

Tut man das, kommt wieder die Palliativmedizin ins Spiel. „Da sind wir ganz am Anfang“, sagt der Arzt. Dabei sollte jeder, der es braucht, palliativ versorgt werden. Laut einer Definition der Weltgesundheitsorganisation könne die Palliativ-Versorgung direkt nach der Diagnose beginnen. In den USA lebten nach einer Studie palliativ gut versorgte Menschen mit Lungenkrebs drei Monate länger, hatten eine bessere Lebensqualität und brauchten dafür weniger Chemotherapien.

Eine Leserin wollte von Dr. Gerhard wissen, ob ein demenzkranker Mensch besser im Pflegeheim oder im Hospiz aufgehoben sei. Pflegeheime haben eine ziemliche fachliche Expertise in Sachen Demenz“, sagt er, Hospize seien eher auf Krebskranke ausgerichtet.

"Ist das auch wirklich der Wille des Menschen"

Eine Frage war auch, was für Symptome in der Sterbephase auftreten können. Das seien eben Schmerzen durch Liegen, bei alten Menschen durch Gelenkverschleiß oder krankheitsbedingte Schmerzen. Atemnot und Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge sind weitere Symptome, die palliativ alle zu mildern sind. Aber man muss auch wissen, wie es geht. „Bei Atemnot wird manchmal Sauerstoff gegeben, der bringt aber gar nichts“, sagt der Arzt. Er trockne die Schleimhäute der Patienten aus und verursache Durst. Opiate seinen besser. Oder: Eine Magensonde nütze bei einem Alzheimer-Patienten nichts. „Er isst nichts, weil er stirbt und nicht umgekehrt.“ Bei anderen Demenzerkrankungen sei das nicht so.

Konkrete Fragen hatten Leser auch zu Patientenverfügungen. „Das Wichtigste dabei ist, dass Menschen, die einen kennen, wissen, was man will“, sagt Dr. Gerhard. Von vorgefertigten Formularen hält er nichts. „Ist das auch wirklich der Wille des Menschen“, fragt er. Man sollte sich vorstellen, einen Brief oder eine E-Mail an den Arzt zu schreiben, der einen in zehn, 20 Jahren behandeln wird, sagt der Arzt über die individuelle Patientenverfügung.