Oberhausen. Fehlquote steigt auf über 9 Prozent aller Arbeitstage. Polizeipräsidium rätselt über Gründe. Gewerkschaft: Überalterte Belegschaften, zu hohe Belastung.

Die Oberhausener Polizei hat zuletzt in zentralen Kriminalitätsbereichen wie bei Wohnungseinbrüchen und Taschendiebstählen im Vergleich zu Kollegen anderer NRW-Städte größere Erfolge erzielt. Doch eine neue Statistik zeigt: Überraschenderweise sind die Beamten hier kränker als in anderen Ruhrgebietsstädten.

An über 9,4 Prozent aller Arbeitstage mussten sich die Bediensteten des Oberhausener Polizeipräsidiums 2013 einen Krankenschein nehmen. Das ist noch einmal höher als 2012 mit 8 Prozent. Bei der Hagener Polizei fielen die Ordnungshüter nur an 4,8 Prozent der Arbeitstage aus, in Gelsenkirchen lag der Wert bei 7,6 Prozent, in Duisburg bei 6,8 Prozent (NRW: 8,0).

Verbesserung des betrieblichen Gesundheitsmanagements

Im Oberhausener Polizeipräsidium rätselt man über die Gründe der vergleichsweise hohen Krankenstände – nimmt allerdings den Sachverhalt sehr ernst. „Schon im vergangenen Jahr haben wir Handlungsbedarf erkannt: Wir erstellen ein Lagebild über den Gesundheitszustand in allen Direktionen, fragen nach der Arbeitszufriedenheit und überlegen uns Hilfen, Langzeiterkrankte einzugliedern“, sagt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber. Da helfe manchmal ein höhenverstellbarer Schreibtisch oder eine bessere Bestuhlung.

Mehrere Arbeitsgruppen kümmern sich jedenfalls bei der Polizei darum, das betriebliche Gesundheitsmanagement zu verbessern.

Älteste Belegschaft des Landes

Die hiesige Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht zwei krankheitsfördernde Faktoren: die zunehmende Überalterung der Polizeimannschaften und die hohe Arbeitsbelastung. „Durch den Personalmangel können viele nicht mehr freimachen, um Überstunden abzubauen, oder kommen halbkrank zur Arbeit, um ihre Kollegen nicht mehr zu belasten“, erzählt GdP-Chef Volker Fritz. „Manchmal müssen wir sogar Kollegen aus Fürsorge nach Hause schicken.“

Angebote zur Gesundheitsförderung dürfe es ruhig öfter geben, so Fritz. Angebote wie „Fit im Büro“ mit einer aktiven Mittagspause oder Ernährungs- wie Sportkurse „Fit im Alter“ würden gut angenommen.

Unabänderlich scheint aber zu sein, dass im Vergleich zu früher auch ältere Polizisten in hochstressige Lagen geschickt werden – gerade in einem Polizeipräsidium, das eine der ältesten Belegschaften im Lande hat. „In einigen Einheiten liegt das Durchschnittsalter bei 54 Jahren. Solche Frühverrentungen wie am Hochofen von Thyssen haben wir nicht“, sagt der frühere GdP-Chef Volker Serve. „Bei Demos oder Fußballspielen sind auch Über-55-Jährige dabei. Nicht jeder kann den Stress so leicht wegstecken, wenn Hooligans auf einen zukommen.“