Oberhausen. . Innerhalb von Stunden entstand in der Fröbelschule eine Flüchtlingsunterkunft. Seitdem sind Ehren- und Hauptamtliche im Dauereinsatz.

Als die Busse kamen, stand Marga Spychaj durch Zufall am Fenster. Den ganzen Nachmittag hatte sie erlebt, wie gegenüber ihrer Wohnung Wagen des Deutschen Roten Kreuzes auf den Hof der Fröbelschule gefahren sind. 150 Feldbetten brachten die Mitarbeiter am Montag vor einer Woche, um in den verwaisten Klassenräumen innerhalb von Stunden eine kurzfristig benötigte Unterkunft für Flüchtlinge einzurichten. Am Abend sah Spychaj dann, wie die Busse mit den ersten 107 Menschen in die Ripsdörne­straße einbogen. Als ihr Kinder winkten, beschloss die 60-Jährige: Irgendwie wolle sie helfen.

An diesem Nachmittag steht die Osterfelderin mit anderen Anwohnern zwischen vollen Tüten und Taschen an der Fröbelschule. Täglich geben Menschen wie sie Spenden für die Flüchtlinge ab, für die in der Erstaufnahmestelle des Landes kein Platz mehr war. Spielzeug, Kleidung, Hygieneartikel für Menschen, die ihr Hab und Gut in ihren von Leid und Krieg gezeichneten Heimatländern zurückgelassen haben.

DRK mit 75 Kräften im Einsatz

Überwältigend sei diese spontane Anteilnahme, sagen Beobachter. Hand und Hand greift dieses Engagement mit dem unermüdlichen Einsatz der haupt- und ehrenamtlichen Helfer vor Ort: Nicht weniger als 75 Kräfte mobilisierte das DRK innerhalb weniger Stunden, um die Notunterkunft einzurichten. Ehrenamtliche durften ihre Arbeitsplätze verlassen, um schnell beschaffte Feldbetten, Bettwäsche und Kissen nach Osterfeld zu fahren, Essen auszugeben und die Flüchtlinge zu versorgen. Bis zwei Uhr nachts arbeiteten die DRK-Aktiven, die in Schulungen auf solche Momente vorbereitet werden. Seitdem sind sie im Dauereinsatz.

Acht Kollegen hat Einsatzleiter Martin Götzke an der Fröbelschule. Sie betreuen die Flüchtlinge, zeigen, wo Supermärkte und Ärzte zu finden sind. Männer wie Jörg Fischer sind das, der noch bis April auf den Philippinen im Einsatz war und nun mit Familie und Freunden als helfende Hände an der Fröbelschule arbeitet. Sprachliche Barrieren mit den Menschen aus Syrien, Ghana oder Marokko werden im Handumdrehen überwunden. „Wir helfen uns mit Händen und Füßen“, sagt Götzke.

Ehrenamtliche Dolmetscherin

Beim Dolmetschen hilft Jolanda Kuci ehrenamtlich. Wie viele der Flüchtlinge kam die dunkelhaarige Frau vor über 20 Jahren ohne große Deutschkenntnisse ins Ruhrgebiet. In Albanien hatte sie noch Literatur an einer Universität gelehrt; in Deutschland war der Start für die alleinerziehende Mutter nicht leicht. Seit Jahren setzt sie sich nun beim Jugendwerk „Kurbel“ für Kindern aus Zuwandererfamilien ein.

Als sie von der Notunterkunft an der Fröbelschule hörte, habe sie gleich zum Telefon gegriffen. „Ich kann gut organisieren“, sagt sie. Und so organisiert sie, fährt mit Flüchtlingen zum Arzt, trommelt sie zum Putzen der bezogenen Klassenräume zusammen. Für die Kinder ist sie eine Vertrauensperson: Sofort helfen drei Jungen, Spenden wegzutragen, wenn Kuci sie darum bittet.

In der Tackenbergschule abgeben

Wer Spenden für die an der Fröbelschule untergekommenen Flüchtlinge abgeben möchte, kann dies rund um die Uhr an dem in diesem Jahr eingerichteten Notstandort in der früheren Tackenbergschule tun.

Dort gibt es einen 24-Stunden-Hausmeisterdienst. Laut Deutschem Roten Kreuz werden derzeit besonders Decken, warme Jacken, Herrenbekleidung in kleineren Größen sowie feste Schuhe benötigt.

Sozialamtsleiter Frank Bohnes beobachtet diese Szene. „Ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen wäre das hier alles gar nicht möglich“, sagt er. Um 1300 Flüchtlinge in Oberhausen kümmert er sich mit seinem Team, hinzu kommen die 150 Menschen an der kurzfristig umgenutzten Fröbelschule. Die Osterfelder Spendenbereitschaft zeige, dass es trotz dieser Eile eine Akzeptanz im Umfeld gebe. Gerade vor den Anschlägen auf Flüchtlingsheime im Osten ergänzt Kuci: „Das hier sind die Deutschen. Was für ein großes Herz dieses Volk hat.“

Nicht viel Aufhebens um ihre Spenden will Brittany Hübner machen. Doch die 29-Jährige fällt auf, sie ist mit ihren drei Kindern und ihren Eltern zur Fröbelschule gekommen. Kleidung und Spielzeug habe sie von zu Hause mitgebracht, sagt die städtische Angestellte. „Wenn ich in so einer Lage wäre, würde ich mir auch wünschen, dass mir geholfen wird.“