Oberhausen. Mieter der Oberhausener Wohnanlage Bebelstraße beschweren sich über unerträgliche Zustände. Ratten kommen zum Kaffeetrinken übers Balkongeländer.
Rattenplage, Kakerlaken, defekte Aufzüge: Mieter des Wohnparks Bebelstraße beschweren sich über unerträgliche Zustände. Die Aufzüge in den Häusern 45 und 49 seien bereits seit Wochen defekt. Für die Mieter der oberen Etagen eine Katastrophe. Sie müssen Kinderwagen und Einkäufe zu Fuß bis in den siebten Stock schleppen. Eine junge Mutter sei bereits im Treppenhaus zusammengebrochen, berichtet ein Anwohner. Der Hausverwaltung werfen die Mieter Untätigkeit vor.
Die Hochhäuser an der Bebelstraße gelten als sozialer Brennpunkt. Dabei sollte der „Wohnpark an der Bebelstraße“ dieses Image endlich ändern. Dafür investieren der amerikanische Eigentümer Brack Capital Properties (BCP), Bund und Land NRW, rund 2,1 Millionen Euro in die Umgestaltung. Der zweite Bauabschnitt läuft. Aktuell werden die Außenanlagen verschönert, Gärten eingerichtet und Spielplätze erneuert.
Mieterin auf Treppe zusammengebrochen
„Der Aufzug im Haus 49 ist aber bereits seit Anfang Juni defekt“, beschwert sich eine Mieterin. Als sie bei der Hausverwaltung nachhakte habe sie erfahren: „Die Reparatur kann sich noch bis in den September ziehen.“ Ein gehbehinderter Mieter ergänzt: „Mein Pflegedienst hat seine Besuche bei mir auf morgens und abends reduziert, mittags bekommen die zeitlich jetzt gar nicht mehr hin.“ Denn der 74-Jährige wohnt in der siebten Etage. Er betont: „Auch für mich wird jeder Einkauf zu einem Riesenproblem.“
Viel Geld investiert
Weil die Stadt ihren Eigenanteil nicht aufbringen konnte, investierte der private Eigentümer BCP aus eigener Tasche 600 000 Euro in die Häuser an der Bebelstraße. Neu gestaltete Innenhöfe, mehrere nach Alter gestaltete Spiel- und Bolzplätze sowie ein Bewohnertreff sollen den Mietern der Bebelstraße bald zur Verfügung stehen.
Die Arbeiterwohlfahrt engagiert sich ebenfalls an der Bebelstraße. Es gibt neben einer Hausaufgaben- und Mittagsbetreuung für Kinder bis zu zwölf Jahren auch Ferienangebote, Kreativkurse, Sporttreffs, Projekte für Erwachsene, ein internationales Frauencafé, Sprachkurse für Erwachsene sowie Rat und Hilfe bei Alltagsproblemen.
Doch nicht nur für ihn. „Eine Mutter ist mit ihren Tüten sogar schon im Treppenhaus zusammengebrochen“, erzählt ein anderer Mieter. Dazu komme eine wahre Rattenplage. „Als Nachbarn im Haus 39 jetzt in der ersten Etage auf dem Balkon Kaffee trinken wollten, kletterte eine Ratte zu Besuch über das Geländer“, erzählt der Rentner und schüttelt sich.
Aufzüge mutwillig zerstört worden
Zwar habe ein Schädlingsbekämpfer an den Müllcontainern neben dem Spielplatz schon vor längerer Zeit Köderboxen aufgestellt. „Aber die sind frei zugänglich, die Kinder heben die Fallen auf und schütteln die Köder heraus“, hat der 74-Jährige beobachtet. Dazu käme ein Kakerlaken-Befall gleich mehrerer Wohnungen.
Auf Nachfrage bestätigt Yvonne Grupe von der BCP-Hausverwaltung: „Die Aufzüge in den Häusern 45 und 49 sind so schnell nicht zu reparieren.“ Beide Aufzüge seien mutwillig zerstört worden. „Wir haben einen der Verursacher ermittelt und Strafanzeige gestellt.“
30 Prozent der in die Jahre gekommenen Aufzüge in der Anlage habe BCP schon erneuert. Yvonne Grupe: „Die beiden Defekten gehörten aber nicht dazu.“
Rattenplage soll bekämpft werden
Die Türenmaße seien im Handel nicht mehr erhältlich. „Das sind Spezialanfertigungen, die wir sofort bestellt haben.“ Die Lieferung aber könne sich noch bis zum September hinziehen. „Wir haben jetzt sogar noch eine zweite Firma mit ins Boot geholt, um den Prozess zu beschleunigen.“
Auch die Rattenplage sei bekannt. „Ein Schädlingsbekämpfer stellt alle 14 Tage neue Köderboxen auf.“ Dass diese Boxen aber auch frei zugänglich in der Nähe des Spielplatzes aufgestellt worden sind, sei ihr neu. „Die werden wir dort sofort entfernen lassen.“
Beratung durch Arbeiterwohlfahrt
Zur Rattenplage gekommen sei es vor allem durch die alten Müllplätze. „Die Nager konnten unter den Toren durchkriechen und haben sich dann unter den Tonnen ihre Nester gebaut.“ Diese alten Müllplätze würden jetzt komplett abgerissen und durch garantiert Ratten-sichere Müllstationen ersetzt. „Doch leider schmeißen einige unserer Mieter ihren Müll nicht in die mit Deckeln gesicherten Behälter, sondern stellen die Tüten einfach davor – was das Problem natürlich in die Länge zieht“, sagt Grupe. Die Hausmeister der Anlage hätten dies aber im Blick.
Auch über den Kakerlaken-Befall sei die Hausverwaltung im Bilde. „Ein Schädlingsbekämpfer hat Fallen aufgestellt.“ Berater der Arbeiterwohlfahrt klärten die Hausbewohner auf. Grupe: „Wichtig ist, dass Lebensmittel fest verschlossen aufbewahrt werden – leider ist auch das noch immer nicht in allen Wohnungen der Fall.“