Oberhausen. . Karl-Heinz Schulz kümmert sich um 320 Wohnungen in der Kampstraße in Oberhausen. Der Eigentümer der Siedlung kündigte ihm. Anwohner protestieren.

Seit 16 Jahren gibt es die Siedlung an der Kampstraße in Osterfeld. Ihre Häuser fallen auf: mit ihren stählernen Außentreppen, den Laubengängen und den aufgesetzten Satteldächern. 320 Wohnungen gibt es hier. Von Anfang an ist Karl-Heinz Schulz (58) ihr Hausmeister. Jetzt ist er gekündigt worden. Viele Mieter sind empört. 60 Unterschriften haben sie gesammelt. Er soll bleiben, fordern sie.

Mieterin Rosa Zimmermann hat die Unterschriften im Namen ihrer Nachbarn nach Berlin geschickt. Dort ist der Sitz des Vermieters, der Estavis 7 Wohnen GmbH. Und Helga Grothe hat am 22. April noch einen Brief an dieselbe Adresse nachgelegt. Sie leitet den Treff der Arbeiterwohlfahrt in der Siedlung. Hier haben zwei Drittel der Bewohner Deutsch nicht als Muttersprache. Der Treff bietet etwa eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder an. Auch Grothe macht sich für den Hausmeister stark. Aber weder sie noch Rosa Zimmermann haben bislang eine Antwort aus Berlin bekommen.

Häufiger Ärger mit Müll und Unruhe

„Durch eine nicht ständige Anwesenheit wird sich die Situation verschlechtern“, haben die Nachbarn geschrieben. Müll und Ruhestörung haben sie als Beispiele genannt. Grothe sieht das ähnlich: „Von Herrn Schulz geht hier auch soziale Kontrolle aus“, sagt sie. Zumal er auch in der Siedlung wohnt.

Neuer Dienstleister ab August

Jörg Bretschneider ist Sprecher der Adler Real Estate AG, zu der auch die Estavis-Wohnungen an der Kampstraße gehören.

Er berichtet, dass sein Unternehmen mit den bisherigen Hausmeisterdiensten der beauftragten Firma nicht mehr zufrieden gewesen sei. Deshalb habe es den Vertrag auch gekündigt. Zum 1. August trete ein neuer Hausmeisterdienst an. Ob Karl-Heinz Schulz von diesem neuen Unternehmen als Hausmeister übernommen werden kann, werde noch geprüft. Für die Zukunft stellt Bretschneider „wieder eine sach- und fachgerechte Pflege aller Außenanlagen“ in Aussicht. Kosten beim Hausmeisterdienst seien zuletzt rückläufig gewesen, von knapp 61 000 Euro im Jahr 2011 auf knapp 55 800 Euro 2013.

Sprechstunden der Hausverwaltung vor Ort seien von den Mietern nicht gut nachgefragt worden, fährt Bretschneider fort – sie werden am Sitz der Hausverwaltung an der Duisburger Straße angeboten. Auch bei den festen Sprechzeiten des Hausmeisters habe die Nachfrage gefehlt. Schulz sei ja vor Ort jederzeit ansprechbar.

Was den Wasserschaden von Dorothée Mehnert angeht, so gibt Jörg Bretschneider der Mieterin eine Mitschuld. Sie habe neue Wasserschäden gemeldet, die sich nicht bestätigt hätten, und sei selbst nicht mehr erreichbar gewesen. In allen anderen betroffenen Wohnungen aber seien die Schäden bis Ende September beseitigt worden.

Für die Mieter kommt das Schweigen der Firma Estavis nicht völlig überraschend. Deren Mutterunternehmen in Berlin heißt Accentro Real Estate AG. Erst 2014 ging die Siedlung in ihren Besitz über. Schon unter dem Vorbesitzer beobachteten die Mieter eine schlechtere Hausverwaltung. Das habe sich fortgesetzt, heißt es.

Mieterin der erste Stunde

„Die Mietersprechstunde der Hausverwaltung findet nicht mehr vor Ort statt“, klagt Susanne Gülmez. Sie ist eine Mieterin der ersten Stunde. Die wöchentliche Sprechstunde des Hausmeisters gebe es nicht mehr. „Den kurzen Draht von früher habe ich nicht mehr“, sagt Grothe. Besonders hart hat es Dorothée Mehnert betroffen: In der Wohnung über ihr gab es im März 2014 einen Wasserschaden. „Die Wasserflecken bei mir und der Schimmel sind bis heute nicht behoben“, berichtet sie.

Karl-Heinz Schulz selbst fügt sich in sein Schicksal. Zum 31. Juli hat er die Kündigung bekommen. Betriebsbedingt. Er weiß, dass es nicht leicht wird, mit 58 noch einen neuen Job zu bekommen. Schulz ist nicht Angestellter der Estavis. Schon der Vorbesitzer der Siedlung hatte ihn an einen Dienstleister ausgegliedert. Der Dienstleistungsvertrag mit dieser Firma laufe jetzt aus, berichten die Mieter.