Oberhausen. Aus Wehofen wurde der 65-jährige Club mit Schlösserwechsel ausgesperrt. Das neue Vereinsheim sorgt mit Mittagstisch für einen Stadtteil-Treff.
Dieses Vereinslokal könnte durchaus wieder für eine Ruhrgebiets-Serie herhalten – so wie vor zwölf Jahren. Damals pflegten Gerburg Jahnke und Stephanie Überall in dem einstigen Bestattungs-Institut in Lirich den speziellen Humor ihrer Mini-Serie „Der Tod ist kein Beinbruch“. Jetzt ist das Haus am Südende der Siebenbürgenstraße ein Treffpunkt mit Mittagstisch.
Ute Metzger nennt die Adresse des Schutzhund-Vereins Wehofen e.V. eine „öffentliche Vereinskantine“. Sie sorgt hinter dem Tresen mit dem großformatigen Schäferhund-Porträt für die Hausmannskost – und übernimmt den stellvertretenden Vereinsvorsitz an der Seite ihres Partners Heinz Woters. Als die Missfits hier 2002 verkrachte Schwestern für die Folge „Schweres Erbe“ mimten, übernahm er den Schutzhund-Vereinsvorsitz, allerdings in Duisburg-Wehofen.
Denn freiwillig ist der kleine Club mit heute zwölf Mitgliedern nicht aus der Gartenstadt in Walsum fortgezogen. Obwohl Heinz Woters im nahen Buschhausen lebt und als pensionierter Polizist dort nachmittags über die Trinkhalle an der Oldenburger Straße wacht.
Ein Berufsleben mit Schutzhunden
Doch der Wehofener Club hat eine lange Tradition – und feiert am 25. Juli sein 65-jähriges Vereinsbestehen. Als e.V. firmieren die „Hundesportler“ seit 1980. „Heute haben die Leute Sporthunde“, sagt Heinz Woters. Hunde, die auch zubeißen können sollen – die haben noch die drei Polizisten im Verein. Der Vorsitzende selbst, der als junger GSG 10-Beamter („der Vorgänger von GSG 9“, erklärt der 72-Jährige) und später als Polizist ein Berufsleben lang mit Schutzhunden zu tun hatte, hält heute einen kleinen, aber quirligen Jack Russell-Terrier. Dem Schutzhunde-Verein sind Hunde aller Rassen willkommen.
Nur in Duisburg-Wehofen war der auf einer Zechenbrache alteingesessene Verein vor bald drei Jahren von jetzt auf gleich nicht mehr willkommen: „Was sich dann ganz plötzlich entwickelte“, sagt der sonst so freundlich-gelassene Woters, „ist eine bodenlose Frechheit“. Am Vereinsheim waren die Schlösser ausgewechselt. Mehrere Schäferhund-Freunde waren seit Jahren Gast des Schutzhund-Vereins.
Handstreichartig hatten sie das Gelände übernommen. Heinz Woters war entsetzt, dass Thyssen-Krupp Real Estate als Grundstückseigentümerin einen neuen Hunde-Club als Mieter eingetragen hatte – ohne dem älteren Verein frist- und formgerecht zu kündigen. Seitdem streiten der Vorsitzende und seine Getreuen um eine Entschädigung.
Denn an die gesamte Ausstattung des Vereinsheims – von etlichen Metern frisch verlegter Kabel bis zum Fernseher und kompletten Mobiliar – war nach dem Schlössertausch nicht mehr heranzukommen. „Das ärgert mich so“, sagt Heinz Woters.
Erstaunliche Wiederaufbau-Leistung
Umso erstaunlicher die Aufbau-Leistung an der kurzfristig gefundenen neuen Adresse: Das „. . . . Beinbruch“-Institut von einst war komplett zu renovieren und zu möblieren. Die Küche war frisch zu fliesen, denn die Gastronomie werktags von 8 bis 14 Uhr muss genug Geld einspielen für die Miete und den leidigen Rechtsstreit.
„Aber die Menschen fühlen sich wohl hier“, weiß Heinz Woters. Ein Zwischenrufer aus der Stammtisch-Ecke schwärmt von „Mutters Wohnzimmer“. Nur Hunde dürfen nicht dort hinein, wo man isst und starken Kaffee trinkt. Zum Hundesportplatz geht’s quer durch Lirich an den Rhein-Herne-Kanal.