Oberhausen. . Alle zwei Wochen kommt am neuen Standort des Stadtarchivs ein weiterer Lastwagen voller Dokumente vorgefahren.
Die schwergewichtigen Nachschlag-Bände aus fast 70 Jahren NRZ in Oberhausen sind längst da, Literatur zu allen möglichen Facetten der Stadtgeschichte füllt mittlerweile diverse raumhohe Regale, das Frauenfriedens-Archiv wird derzeit gesichtet, registriert und bekommt seine eigene Unterabteilung: Alle zwei Wochen biegt ein Dreieinhalb-Tonner auf den Schulhof an der Eschenstraße ein und liefert Nachschub.
Das Stadtarchiv – das Gedächtnis der Stadt – zieht vom Tackenberg nach Lirich um. Dort ist zwar noch längst nicht alles an Ort und Stelle – wie das eben so ist bei größeren Umbauten: Da gibt’s immer mal wieder Verzögerungen, verspätete Lieferungen, kleinere Überraschungen in der alten Bausubstanz. Bis Herbst soll alles fertig sein. Alles in allem ist Stadtarchiv-Chef Otto Dickau zufrieden mit dem Stand der Umsetzung. Für ihn das Wichtigste: „Wer hier recherchieren möchte, kann das schon tun.“
Mit Helm und Baustellenschuhen
Schon im November wurden am Tackenberg die ersten Kisten gepackt und bereitgestellt, seit rund vier Monaten nimmt der neue Standort Gestalt an: „Ich konnte hier anfangs nur mit Helm und Baustellenschuhen rein“, erzählt Otto Dickau, wie schon während des Umbaus die ersten Regale bestückt wurden – und wenig später doch wieder ausgeräumt werden mussten: „Die Versicherung hat moniert, dass die Regale gleich auf dem Boden aufsetzten. Dann mussten sie wieder leergeräumt und höher gesetzt werden.“ Das ist inzwischen erledigt und auch das Mobiliar – soweit noch verwendbar – in den neuen Räumlichkeiten untergebracht.
Mit rund 1700 Quadratmetern bietet der neue Standort an der Eschenstraße 60 durchaus komfortable Unterbringungsmöglichkeiten – verglichen mit der Tackenbergschule, die mit nur 600 Quadratmetern Archivfläche schon jahrelang aus allen Nähten zu platzen drohte. Derzeit wartet man auf die weitgehend vom LVR gesponserten Rollregalanlagen, die in dem neuen, klimatisierten Magazin-Bau eine angemessene Unterbringung empfindlicher alter Dokumente und Spezialakten sicherstellen sollen.
Personal- und Straßenakten
Über mangelnde Arbeit kann sich das vierköpfige Stadtarchiv-Team in den nächsten Wochen sicher nicht beklagen: Momentan werden unter anderem Personalakten von Oberhausenern gesichtet, die im Krieg als „Notdienst“ zu Aushilfsarbeiten bei der Stadt verpflichtet worden waren – etwa, um Karteikarten beim Ernährungsamt zu führen oder bei der gerechten Verteilung der verbliebenen Wohnungen zu helfen. Ein stattlicher Berg von Kisten, der jedem Nicht-Archivar mutlos machen würde, muss dazu gesichtet, sämtliche Akten müssen ausgewertet und erfasst werden.
Und morgen kommt schon die nächste Fuhre: Straßenakten...