Oberhausen. . Beim Handy-Skandal in Oberhausen fordern CDU und BOB den Rücktritt des Chefs der Stadttochter OGM. SPD und Grüne sehen Mitschuld bei der Telekom.
Zwei Mitarbeiter bestellen über mehrere Jahre mindestens 2200 hochwertige Handys auf Firmenkosten, verkaufen sie privat weiter – und keiner im Unternehmen will’s gemerkt haben.
Nach den jüngsten Erkenntnissen um den Handyskandal bei der 100-prozentigen Stadttochter OGM fordern Lokalpolitiker Konsequenzen. CDU und BOB drängen OGM-Chef Hartmut Schmidt, Verantwortung für den Millionen-Schaden zu übernehmen. „Die Abgebrühtheit, mit der er jegliche Schuld von sich weist und stattdessen anderen zuschiebt“, mache betroffen, sagt Daniel Schranz, CDU-Fraktionschef und Oberbürgermeisterkandidat. Die OGM, eine der wichtigsten städtischen Tochterfirmen, werde wie ein Krämerladen geführt: „Das alles hätte viel früher auffallen müssen. Überall sonst hätte die Geschäftsführung schon die Konsequenz gezogen.“
Der Oberbürgermeisterkandidat der Linken, Norbert Müller, plädiert dafür, Schmidt so lange von seiner Aufgabe zu entbinden, bis Klarheit herrscht. „Das ist keine Vorverurteilung. Aber Herr Schmidt ist in dem schwebenden Verfahren Beteiligter.“
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BOB-Fraktionschef Karl-Heinz Mellis geht einen Schritt weiter. Er legt dem OGM-Chef einen Rücktritt nahe. „Ein Abteilungsleiter untersteht direkt der Geschäftsführung. Wenn man ihm einen Fehler vorwirft, betrifft es auch das Organisationsverschulden der Geschäftsführung.“ Ein seit März freigestellter Abteilungsleiter hatte die vielen Handy-Lieferscheine gegengezeichnet, offenbar ohne stutzig zu werden. Mellis fordert: „Schmidt müsste zurücktreten.“
SPD, Grüne und FDP halten die Deutsche Telekom für mitschuldig. Der Konzern hatte das offenbar lückenhafte Internet-Portal angeboten, über das die derzeit verschwundenen Mobiltelefone bestellt wurden.
Kein Einzelfall?
Eine persönliche Verantwortung von Schmidt weist sein Parteifreund, der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Große Brömer, zurück: „Ein Geschäftsführer muss sich auch auf seine mittlere Ebene verlassen können, er kann nicht die Details in jeder Abteilung genau kennen.“ Er habe mittlerweile das Gefühl, dass neben der OGM und der Stadtverwaltung auch die Telekom geprüft werden müsse. „Die scheint ein offenes Scheunentor gewesen zu sein.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass die OGM ein bundesweiter Einzelfall sei.
Auch Andreas Blanke, Fraktionsvize der Grünen im Rat, nimmt Schmidt in Schutz: „In einem so großen Betrieb kann die Geschäftsführung nicht über jeden abgeschlossenen Mobilfunkvertrag entscheiden.“ Mitarbeiter mit krimineller Energie hätten offenbar eine Lücke bei der OGM, aber vor allem bei der Telekom genutzt: „Es ist schleierhaft, warum die Telekom das nicht gemerkt hat.“