Oberhausen. . Geschäftsführer Schmidt gibt erstmals öffentlich Details zum Handy-Betrugsskandal preis. Oberhausener Stadttochter verklagt vier Mitarbeiter auf Schadensersatz.
Nach siebenmonatigen Ermittlungen im Handy-Betrugsskandal bei der Oberhausener Stadttochter OGM sieht Geschäftsführer Hartmut Schmidt kein Versagen der Organisation seines Unternehmens oder der OGM-Spitze.
„Ich bin reinen Gewissens“, sagte Schmidt auf der ersten Pressekonferenz über die missbräuchliche Bestellung von mindestens 2200 teuren I-Phones und Galaxy-Smartphones bei der OGM. „Es gab für uns keinen Anlass zu glauben, dass da etwas nicht ordnungsgemäß gelaufen ist.“ Die nun beschuldigten zwei Mitarbeiter hätten viele Jahre unbescholten gearbeitet.
Bei Gegenzeichnung hätte etwas auffallen müssen
Im Einkauf selbst habe das Vier-Augen-Prinzip gegolten: Ein Besteller durfte nicht die Bezahlung vornehmen, sondern bis zu 10.000 Euro nur sein Abteilungsleiter. „In der Abteilung selbst aber hätte bei der Gegenzeichnung der Lieferscheine etwas auffallen müssen“, sagte Schmidt. Angeblich füllen die Lieferscheine sieben Leitz-Ordner – nur für die Mobiltelefone. Auch der von der OGM beauftragte Anwalt Heiko Ahlbrecht sagte: „Hätte ich einen Fehler von Herrn Schmidt gesehen, hätte ich sofort den Aufsichtsrat informiert.“
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Nach bisherigen Erkenntnissen haben zwei OGM-Einkäufer offensichtlich seit Herbst 2011 über ein für gute Geschäftskunden zugängliches Internet-Einkaufsportal der Telekom Tausende Smartphones bestellt – mit teuren, über zwei Jahre laufenden Mobilfunkverträgen für eine Monatspauschale von 70 Euro. Kaum waren die Handys an die OGM-Poststelle geliefert, holten die beiden Mitarbeiter die kleinen Pakete ab – und sollen die Telefone privat und per Ebay verkauft haben.
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Untreue
Die Geräte kosteten im Einkauf für die OGM nur 0,85 Euro, bezahlt werden sie durch die hohen Monatspauschalen. Doch die beiden Einkäufer sollen die 70-Euro-Pauschalen in zwei Schritten über das Telekom-Portal auf 1,99-Euro-Pauschalen abgesenkt haben – elektronisch stets bestätigt von der Telekom. Warum das Bonner Unternehmen die teuren Geräte dann nicht zurückforderte und warum solch ein Missbrauch des Portals überhaupt möglich war, bleibt rätselhaft.
Die Staatsanwaltschaft will nun die Anklage wegen Untreue gegen die beiden OGM-Einkäufer erheben. Gegen den Abteilungsleiter, der fast alle Lieferscheine gegengezeichnet haben soll, wurde ermittelt, wird aber keine Anklage erhoben. Dafür hat die OGM die beiden Einkäufer, den Abteilungsleiter und den noch bei der OGM arbeitenden stellv. Leiter auf Schadenersatz verklagt. Dies sei trotz der mit drei Mitarbeitern vereinbarten Aufhebungsverträge möglich, sagte Schmidt.
Den echten Schaden beziffert die OGM auf 720.000 Euro aufgrund der noch zu erfüllenden Telekom-Verträge. Zudem habe die Telekom einmal kurz angekündigt, die OGM in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu belangen. Geschehen sei dies bisher nicht.