Oberhausen. Manchmal ist man erstaunt, dass Deutschland international so gut da steht. Der Handy-Betrugsfall entlarvt eine Menge Missstände. Ein Kommentar von Peter Szymaniak

Fast muss man den trickreichen Einkäufern bei der OGM dankbar sein: Mit ihrem tausendfachen Mobiltelefon-Betrug deckten sie auf, dass es in Deutschland manchmal zugeht wie in einer Hinterhof-Krempelbude, wo die eine Hand nicht weiß, was die andere tut.

Da betreibt die Deutsche Telekom, immerhin ein international tätiger börsennotierter Konzern, ein Internet-Portal, bei dem man beliebig Verträge ändern und Luxus-Telefone in verblüffender Anzahl bestellen kann – ohne dass das jemand bemerkt oder es jemanden nennenswert berührt. Dabei müssen bei der Telekom doch auch wirtschaftliche Verluste aus diesen OGM-Geschäften aufgelaufen sein. Seit Monaten mauert die Telekom im Handy-Skandal der OGM, wenn wir Journalisten dort hartnäckig nachfragen.

Da kommen bei der Stadttochter OGM, die für Computer und Kommunikationstechnik beim Konzern Stadt zuständig ist, im Vergleich zu früher plötzlich tausend Handys pro Jahr mehr an – aber keiner wundert sich darüber und meldet dies. Eine halbe Abteilung hat da offensichtlich ein munteres Eigenleben geführt – die einzige bei der OGM?

Ein ganzes Bündel an Kontrollversagen

Dass bei der jährlichen Inventur dieser Wertgegenstände der Stadt nicht aufgefallen ist, dass es zwischen der Zahl der bestellten Mobiltelefone auf den Einkaufsscheinen und den tatsächlichen bei der Stadt vorhandenen Handys eine Riesenlücke gibt, ist einem weiteren Kuriosum zu verdanken: Die IT-Inventurlisten ließ die Stadt von den gleichen OGM-Mitarbeitern führen, die die Bestellungen für IT-Technik durchführen. Denn bei allen operativen Geschäften war und ist die OGM als Dienstleister für die Stadt tätig. Über eine längere Zeit waren die Listen so lückenhaft, dass das Rathaus nicht wusste, wie viel Dienst-Handys man überhaupt nutzt.

Fazit: Das ist ein ganzes Bündel an Kontrollversagen, bei der Telekom, bei der OGM, bei der Stadt. Manchmal wundert man sich, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern so gut da steht.