Oberhausen. Konstantin Buchholz spielt den Affen Rotpeter aus „Ein Bericht für eine Akademie“. Tim Lucas setzt das Ein-Mann-Stück in Szene.

Auf eine weitere Interpretation einer Erzählung von Kafka kann sich das Theaterpublikum freuen. Auf der Expo in Mailand feiert „Ein Bericht für eine Akademie“ bereits am 2. Juli Premiere und ist in der kommenden Spielzeit auch in Oberhausen zu sehen, als Ein-Mann-Stück in der Theaterbar. Konstantin Buchholz spielt den Affen Rotpeter, Tim Lucas, sonst für Marketing und Kommunikation des Theaters zuständig, ist der Regisseur. „Meine Vergangenheit hat mich eingeholt“, kommentiert er seine Rolle.

Eine große Ehre sei es für das Duo, Oberhausen bei der Weltausstellung vertreten zu dürfen. Das findet auch Intendant Peter Carp großartig: „Das ist etwas ganz Besonderes, als einziges deutschsprachiges Stadttheater.“ „Das Sprechtheater ist eine herausragende Kulturform, die wir hier haben und worum wir auch beneidet werden“, sagt Kulturdezernent Apostolos Tsalastras.

Zustande kam die Einladung, weil der künstlerische Leiter der Expo, Wolfgang Weyland, eine frühere Akademie-Inszenierung von Tim Lukas kannte, die ihn beeindruckt hatte. Dass Kafka zur Expo passt, ist für Lucas keine Frage: „Es ist ein Text, der eine große Tradition im deutschsprachigen Theater hat.“

Rotpeter schildert den Anpassungsprozess

Beide, Lukas und Buchholz, freuen sich auf „etwas, was in Erinnerung bleibt“. Am Tag der Nationen waren sie schon einmal in Mailand, um Expo-Luft zu schnuppern.

„Rotpeter ist kein Tier mehr, aber bei weitem auch noch kein Mensch“, beschreibt Buchholz die Rolle des Affen. „Nirgendwo ist er zugehörig. Deshalb geht es um die Frage, welchen Ausweg sich jemand sucht, wenn ihm der freie Wille versagt ist.“ Der Bericht, der die Menschwerdung des Affen beschreiben sollte, beginnt so: „Sie erweisen mir die Ehre, mich aufzufordern, einen Bericht über mein äffisches Vorleben einzureichen. In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich vom Affentum. In eingeschränktestem Sinn aber kann ich doch vielleicht Ihre Anfrage beantworten und ich tue es sogar mit großer Freude…“

Rotpeter schildert den Anpassungsprozess und hält den Zuhörern den Spiegel vor. Und am Ende stellt sich dann die Frage: Wer ist hier eigentlich der Mensch und wer der Affe?