Oberhausen. An einigen öffentlichen Stellen kann man in Oberhausen wild wachsendes Obst ernten. Doch der Nabu warnt, nicht alles was wächst, sei genießbar.

Zum Spaziergang an der Ruhr nahm die Styrumerin Mechtild Oberkötter im Juli und August immer einen Spazierstock mit. Nicht, um sich abzustützen, sondern um möglichst hoch hinauf an die leckeren Brombeeren zu gelangen, die dort wild wuchsen.

„In manchen Jahren habe ich sie eimerweise geerntet“, sagt die 56-Jährige, die aus den Früchtchen leckere Marmelade und Liköre herstellt.

Das hat sie schon gemacht, als das andernorts wild wachsende Obst unbeachtet liegen blieb und vergammelte. Heute nimmt die Zahl derer, die sich zur Erntezeit bei solchen frei zugänglichen Obstbäumen einfinden, wieder zu. Mancherorts – wie beispielsweise in Essen – weisen Schilder sogar darauf hin, dass auf öffentlichen Flächen geerntet werden darf.

Schilder zur Orientierung

Doch Vorsicht: Zwar ist das Ernten von Früchten, die auf städtischen Bäumen wachsen, in der Regel durchaus erlaubt, dennoch sollte man zuerst auf Nummer Sicher gehen, dass diese Bäume auch wirklich der Stadt gehören . Außerdem sollte alles, was in Bodennähe und in der Nähe von Spazierwegen gedeiht, tabu sein. Hier droht Gefahr durch Würmer, die von Füchsen oder Hunden übertragen werden können.

Silke Hingmann, Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Oberhausen, begrüßt im Prinzip die Rückbesinnung auf Obst und Kräuter vor der eigenen Haustür: „Aber man sollte mit Schildern klar machen, an welchen Stellen man zugreifen darf und vor allen, was dort wächst und essbar ist.“

Nur zu gut weiß sie, dass die Kenntnisse über das, was in der Natur genießbar ist, weitgehend verloren gegangen ist – und das kann gefährlich werden: „Man denke nur an die sehr große Ähnlichkeit von schmackhaftem Bärlauch und giftigen Maiglöckchen.“

Bäume müssen regelmäßig gepflegt werden

Weniger riskant ist da eine Obstbaumwiese, wie sie beispielsweise der Nabu in der Nähe des Osterfelder Volksgartens unterhält. Auch der Regionalverband Ruhr (RVR) hat zahlreiche Obstbäume beispielsweise an der ehemaligen Hoag-Trasse gesetzt: „Die werden auch von vielen Menschen abgeerntet“, hat Nabu-Frau Hingmann beobachtet.

Allerdings bedeutet eine Streuobstwiese immer viel Arbeit: „Die Bäume müssen regelmäßig gepflegt und gestutzt werden. Das ist sehr aufwändig und wird deshalb nicht oft gemacht“, bedauert die Naturschützerin. Für Mechtild Oberkötter steht schon jetzt fest: Wenn die Brombeeren reif sind, geht’s wieder hinaus – unliebsame Kratzer nimmt sie gelassen hin: „Kein Vergleich zu den Krallen meiner Katzen.“ Weniger rabiat geht es zu, wenn sie sich dem Holunder an der Stadtgrenze zu Mülheim zuwendet oder Haselnüsse an der Römerstraße sammelt. Übrigens: Auch Holunder-Gelee ist ein Genuss.