Oberhausen. . Heimische Landwirte schützen ihre Erträge vor den Folgen des Klimawandels. Existenznot durch immer mehr Starkregen und Hitzeperioden.
Der Klimawandel stellt die heimischen Landwirte vor große Herausforderungen. Viermal hat Hagelschlag einen Großteil der Apfelernte von Obstbauer Johannes Scheidt vernichtet. „Und das allein in den letzten sechs Jahren.“ Um seine Existenz zu sichern, investierte der 28-Jährige jetzt 70.000 Euro in spezielle Schutznetze.
„Wenn man an kleinere Händler verkauft, muss die Ware perfekt sein“, weiß Scheidt. „Sonst springen die ab.“ Im hofeigenen Laden dagegen würden die Kunden eher einmal ein Auge zudrücken. Rund 6000 Apfelbäume stehen bei Scheidt auf vier Hektar Grund. 20 Sorten (von Boskop über Elstar bis zur preisgekrönten Neuzüchtung Wellant) hat der Landwirt im Angebot. Zweieinhalb Hektar davon erhielten ein Dach. Die übrigen befinden sich auf der Streuobstwiese zum Selbstpflücken – und müssen sehen, wie sie mit den extremer werdenden Witterungsverhältnissen klar kommen.
Früher nur am Bodensee
„Hagelschlag wie wir ihn heute in NRW haben, kannten die Bauern in den 70er Jahren nur aus Südtirol oder vom Bodensee“, bestätigt Bernhard Rüb. Der Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW weiß: „Die Obst- und Getreidebauern gehörten bei uns zu den ersten, die die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekamen.“ So gingen etwa die Getreideerträge in den Tälern des Rheinlandes durch die vielen heißen Sommertage kontinuierlich zurück.
EU-Förderung für Netze
Johannes Scheidt hat Äpfel, Erdbeeren, Süßkirschen, Himbeeren im Angebot und er baut Mais und Getreide an. Außerdem gibt es ein Blumenfeld zum selber pflücken. In seinem soeben um ein Drittel erweiterten Hofladen (Lepkeshof, Mühlenstr. 128) bietet er auch Waren aus dem Umland an: Kartoffeln aus Duisburg, Eier aus Mülheim, Spargel aus Uedem und Wesel und vieles mehr. Geöffnet: werktags 9 bis 18.30 Uhr sowie Sa. 9 bis 14 Uhr.
Über die Landgard Genossenschaft ist eine 50-prozentige EU-Förderung für Hagelschutznetze möglich. Info dazu und zu empfohlenen Obst- und Getreidesorten bei der Landwirtschaftskammer in Essen, 0201/879650.
„Früher konnten die Landwirte am Boden 30 Grad messen, heute sind es oft bis zu 50 Grad“, erläutert Rüb. Folge: „Obwohl der Boden im Hügelland schlechter ist, fällt die Ernte dort inzwischen besser aus.“ In Landstrichen, in denen intensiv Obstbau betrieben werde, entschieden sich tatsächlich auch immer mehr heimische Landwirte für Schutznetze. „Ohne Netze wäre kein wirtschaftlicher Obstbau mehr möglich“, sagt Rüb.
Hagelschlag tritt häufiger auf
Bernd Edeler, Niederlassungsleiter NRW der „Vereinigte Hagelversicherung“ hält sich bei Aussagen über den Klimawandel zwar zurück, weiß aber: „Am Rande der Ballungsräume tritt Hagelschlag generell häufiger auf, weil dort die Temperaturen um zwei bis drei Grad höher liegen als im Umland.“
Starkregen, heiße Sommertage – Johannes Scheidt hat nicht nur seine Äpfel geschützt. Auch seine 1300 Süßkirschbäume sind überdacht. „Die Kirschen platzen bei zu viel Regen auf.“ Die Hagelschutznetze für die Äpfel bieten gerade bei Hitzeperioden noch einen Vorteil: „Sie schützen das Obst vor einem Sonnenbrand.“