Oberhausen. . Auf dem Wochenmarkt gibt es kaum noch Markthändler. Denn Familien und jüngere Menschen nutzen lieber andere Einkaufsmöglichkeiten

„Es ist wirklich ein Jammer, was aus dem Markt geworden ist“, klagt eine ältere Dame und läuft kopfschüttelnd mit ihrem Mann in Richtung Fleischstand. „Und dabei ist in Holten doch alles so ländlich und familiär“, stimmt ihr der Ehemann nickend zu. Es ist Freitagnachmittag und Wochenmarkt auf dem Marktplatz im beschaulichen Stadtteil Holten. Doch viele Markthändler trifft man dort nicht an – acht bis zehn Stände gibt es nur noch. Obwohl ihre Auslagen mit Brot, Wurstwaren, Obst, Gemüse und sogar Häkelartikeln reichlich gefüllt sind, ist der Marktplatz am Nachmittag wie leer gefegt. Denn in den letzten Jahren treibt es immer weniger Kunden auf den kleinen Wochenmarkt – die Markthändler setzen daher auf ihre Stammkunden.

Der Stand von Hans Arndts sticht bei einem Rundgang über den Marktplatz sofort ins Auge, denn ein Meer an Schnittblumen und Topfpflanzen leuchtet farbenprächtig im Sonnenschein. „Früher war hier viel mehr los, da war es richtig voll mit Händlern und Kunden – das ist aber leider schon lange vorbei“, schwelgt Arndts in Erinnerungen. Der Markthändler aus Isselburg steht bereits seit zehn Jahren bei Wind und Wetter in Holten auf dem Markt und das bereits in der zweiten Generation. 1986 übernahm Arndts das Geschäft des Vaters – das Marktleben wurde ihm quasi in die Wiege gelegt, scherzt der aufgeschlossene Händler.

Auch interessant

„Wir setzen in Holten auf unsere Stammkunden, die treu jede Woche zu uns kommen – anders würde es hier nicht gehen“, so der 64-Jährige. Vor allem die ältere Generation sei nach der Erfahrung des Markthändlers noch die einzige, die kleinere Märkte für den Wocheneinkauf auch nutzen würde. „Jüngere Leute kommen so gut wie gar nicht hier hin“, meint der Markthändler. Schade eigentlich, denn die Auswahl bei Arndts ist riesig: Tulpen, Lilien, Gladiolen und Topfpflanzen für den Balkon oder Garten – da ist für jeden etwas dabei. „Dahlien, Pfingstrosen und Tausendschön züchten wir beispielsweise selbst. Die Sorten sind bei den Kunden wirklich sehr beliebt – viele rufen uns schon vorher an, um sie zu bestellen. Auf Anfrage bringen wir auch eigene Tomaten oder Gemüsepflanzen mit“, sagt der Markthändler.

Mehr Parkplatzmöglichkeiten

Er schätzt in Holten besonders die enge Bindung zu den Kunden, das vertrauensvolle Verhältnis, die vielen schönen Gespräche und die ländliche Umgebung. Daher gebe es auch keinerlei Überlegungen, seinen Stand aufzugeben – zudem stehe er ja noch in Schmachtendorf, Sterkrade und Osterfeld auf dem Wochenmarkt. „Ein Markt gehört einfach in einem Stadtteil dazu, gerade bei der älteren Gesellschaft. Man trifft sich dort und kann sich austauschen“, betont Arndts.

Reinhold und Nicole Küllenberg sind ebenfalls leidenschaftliche Markthändler, die seit zweieinhalb Jahren in Holten Kartoffeln, Zwiebeln, Spargel und Erdbeeren auf dem Wochenmarkt verkaufen. „Wir stehen vorher noch auf einem anderen Markt und auf dem Weg nach Hause halten wir dann hier an“, erzählt Reinhold Küllenberg. Vor allem die Schließung des letzten Vollsortimenters sei ein Grund für den Rückgang der Kunden. Nicole Küllenberg: „Es würde dem Markt bestimmt gut tun, wenn es beispielsweise mehr Parkplatzmöglichkeiten geben würde.“