Mehrere leerstehende Geschäfte, kaum Einkaufsmöglichkeiten und nur wenige Händler, die auf dem Wochenmarkt Obst und Gemüse verkaufen: Im beschaulichen Oberhausener Stadtteil Holten muss sich dringend etwas ändern – da sind sich Anwohner und Geschäftsleute einig. Denn sie befürchten den Niedergang Holtens und der Einzelhändler vor Ort, nachdem im November 2013 der letzte Vollsortimenter „Nah & Gut“ im Stadtteil schloss. Die Folge: Immer mehr Holtener zieht es zum Einkauf woanders hin, darunter leiden auch die kleinen Läden. Die NRZ war vor Ort und sprach mit Anwohnern und Geschäftsleuten über die schwierige Situation.

Viele Kunden bleiben aus

„Es gibt hier derzeit mehrere Leerstände, die uns Sorgen bereiten“, sagt Anke Flühr, Geschäftsführerin der Holtener Interessen- und Bürgergemeinschaft (HIB). Nicht nur für das Ladenlokal des ehemaligen Vollsortimenters „Nah & Gut“ gibt es immer noch keinen neuen Nachmieter, auch der Inhaber des Geschäfts „Goldankauf Empire“, das direkt nebenan liegt, ist mittlerweile umgezogen.

Derzeit würden Gespräche mit einigen Interessenten laufen. Flühr würde es gerne sehen, wenn beide Ladenlokale zusammen vermarktet würden. „Aber die Ideallösung, ein neuer Supermarkt direkt am Holtener Marktplatz, ist nach der dreijährigen Verhandlung gestorben“, so die Geschäftsführerin. Die Alternative, ohne Supermarkt zu bleiben, möchte jedoch kein Holtener akzeptieren. Flühr: „Mittlerweile gibt es nur noch den Aldi-Discountmarkt an der Siegesstraße. Doch immer mehr Holtener beschweren sich, dass der für ältere Menschen einfach zu weit weg ist.“

Das bestätigt auch Hans Ostermann, der seit seiner Kindheit in Holten lebt: „In den letzten Jahren hat sich hier viel verändert. Früher war der Stadtteil lebendiger, er hatte richtig Flair und es gab viel mehr Supermärkte. Heute fehlen vor allem Geschäfte für Ältere, die klagen, dass sie nicht mehr wissen, wo sie einkaufen können.“ Kopfschüttelnd schaut der 72-Jährige über den Marktplatz, der jahrelang Treffpunkt für viele Holtener war: „Unser Markt findet immer freitags von 14 bis 18 Uhr statt – aber das lohnt sich gar nicht mehr so richtig.“ Fünf bis sechs Stände gäbe es nur noch – das war’s. „Das ist schon sehr dürftig. Die meisten Holtener fahren lieber nach Schmachtendorf, da ist die Auswahl einfach besser.“

Auch die ansässigen Geschäftsleute haben es immer schwerer: „Man muss sich schon etwas einfallen lassen, um hier bleiben zu können“, erzählt Andreas Faber, der seit acht Jahren das Lotto-Toto-Geschäft an der Burgstraße führt. So habe der 44-Jährige zusätzlich eine Discountbäckerei und Postannahmestelle in seinen Laden integriert – eine weitere eröffnet Faber am 17. März in Schmachtendorf. „Es ist schwieriger geworden, viele Kunden bleiben aus – man hat das Gefühl, dass wir von den anderen Stadtteilen komplett abgeschnitten sind.“ Aber: „Wir bleiben in jedem Fall in Holten, egal wie schwierig die Situation auch wird.“

Café am Marktplatz als Aufwertung

Die Markthändler Reinhold und Nicole Küllenberg verkaufen seit zweieinhalb Jahren Kartoffeln, Zwiebeln und Eier auf dem Wochenmarkt: „Seitdem der Nah & Gut geschlossen wurde, kommen auch immer weniger Kunden auf den Markt“, beklagt das Ehepaar. Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, bestätigt: „Das war hier für viele der übliche Freitags-Gang. Vom Supermarkt noch eben bei den Händlern Obst und Gemüse einkaufen und dabei mit den Nachbarn ein Pläuschchen halten – das ist mittlerweile alles vorbei.“

Doch wie kann der Stadtteil attraktiver gestaltet werden? Flühr: „Ideen gibt sehr viele, wie wir Holten beleben und verschönern können. Möglich wäre beispielsweise ein Café, direkt am Marktplatz, wo die Gäste im Sommer auch draußen sitzen können. Doch häufig scheitert es dann leider an der Umsetzung.“