Oberhausen. . Die Waldgruppe des Kindergartens Alsbachtal lernt und spielt draußen im Freien. Dort werden die Kinder mit Naturmaterialien kreativ.

Es raschelt im Baum, ein paar Äste knacken -- dann schiebt sich ein Kindergesicht durch die leuchtend grünen Blätter. In der Waldgruppe des integrativen Kindergartens Alsbachtal ist das kein seltenes Bild. Denn die Kinder verbringen den ganzen Tag draußen.

Es ist ein warmer Frühlingstag bei unserem Besuch, die Sonne strahlt am Himmel und es weht ein angenehmer Wind über das Gelände der Waldgruppe. Ein perfekter Tag also, um draußen zu spielen. Doch auch bei Wind und Wetter sind die Kinder in der Natur unterwegs. Leiterin Angela Scholten erklärt: „Nur wenn es stark stürmt oder es sehr kalt ist, gehen wir rein. Schließlich können die kleinen Körper schnell auskühlen.“

Gemeinsames Lernen

Lässt man seinen Blick über das Gelände schweifen, fällt schnell auf: Das ist kein normaler Kindergarten. Statt Plastikstühlen und -tischen und massenhaft bunten Spielzeugen findet man hier Baumstümpfe, Holztische und Naturmaterialien. „Dadurch, dass die Kinder hier relativ wenig Spielzeuge haben, sind sie viel kreativer und denken sich viel selbst aus. Von den Ideen ist man total begeistert“, erzählt Sarah, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr beim Alsbachtal verbringt.

Isabella (5) zupft sich ein paar Blätter aus den Haaren. Die fünfjährige Charlotte seufzt „Hier sind ganz viele Mücken“, bevor sie die Flucht vor den nervigen Waldbewohnern ergreift. All das gehört eben auch zur Natur dazu. „Um ständig draußen sein zu können, brauchen die Kinder natürlich auch eine andere Ausstattung“, erklärt Scholten. Robuste Klamotten und Schuhe mit Profil sind ein Muss.

Nur noch rein, wenn’s nötig ist

Paulina (5) sitzt konzentriert auf einer der Holzbänke und bastelt an ihrem Drachen. In der anderen Ecke des Geländes baut der vierjährige Tristan einen Unterschlupf aus Ästen. Beim Kletterbaum versuchen einige Kinder eine Hängematte zu bauen. Scholten beobachtet die Kinder ganz in Ruhe. „Unser Grundgedanke ist, dass die Kinder eigene Strategien und Spiele entwickeln sollen, ohne dass wir zu viel eingreifen. Wir geben lediglich Hilfestellung.“ So beobachtet die Gruppe nun zum Beispiel im zweiten Jahr, wie Vögel in einem Vogelhaus nisten. „Wessen Eier das eigentlich sind, finden wir dann gemeinsam in Büchern heraus.“

Das integrative System funktioniere in der Waldgruppe ohne Probleme, so die Leiterin. „Verhaltensauffällige Kinder sind draußen meist umgänglicher als drinnen. Die Eindrücke in der Natur überfordern sie nicht so sehr wie die im Haus.“ Und auch die anderen Kinder profitieren vom Lernen an der frischen Luft. Einige Kinder konnten zu Anfang kaum auf dem unebenen Boden der Anlage laufen. „Die Motorik wird hier in der Natur viel mehr gefördert als drinnen“, erklärt Scholten.

Die Waldgruppe hatte die Leiterin vor drei Jahren mit ins Leben gerufen. „Im normalen Kindergarten sind die Kinder wenig draußen. Wir haben uns gefragt, wie man das ändern kann.“ Also wurden sogenannte Waldtage eingeführt, bei denen ein Tag draußen im Wald verbracht wurde. Schnell folgte die Idee für die Waldgruppe. Und egal ob Regen oder Schnee – rein möchten die Kinder seither nur noch, wenn es wirklich nötig ist.