Oberhausen. . Jennifer Oppers arbeitet als Hilfskraft im Kindergarten des Familienzentrums Alsbachtal – ihr Traumberuf. Wie es allerdings weitergehen soll, wenn der Jobzuschuss ausläuft, ist ungewiss. Sie würde gerne eine Ausbildung zur Erzieherin machen – die Berufsschule ist aber nicht barrierefrei.

Jennifer Oppers hat einen großen Traum: Endlich mit einer Ausbildung zur Erzieherin beginnen. Doch ihre mehrfache Behinderung – Spastiken, Epilepsie und eine Lähmung der rechten Körperhälfte – machen der 29-Jährigen auf dem Arbeitsmarkt schwer zu schaffen. Aufgeben kommt für die zielstrebige Rollstuhlfahrerin aber nicht infrage. So absolvierte sie innerhalb eines halben Jahres die Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung“ bei der Oberhausener Kurbel und wurde nach einem Praktikum im integrativen Kindergarten des Familienzentrums Alsbachtal als Hilfskraft übernommen. Weil die Bezuschussung zum Gehalt im Dezember ausläuft, endet damit auch die Beschäftigung – und die berufliche Zukunft der 29-Jährigen ist bislang ungewiss.

Jennifer Oppers kam als Frühchen auf die Welt. Seit ihrer Kindheit leidet sie an Epilepsie, ihre Wirbelsäule ist verformt und die rechte Körperhälfte für sie kaum spürbar. Ein Leben ohne Rollstuhl ist für sie undenkbar – an guten Tagen ist gerade mal ein Schritt möglich. Doch sie ist eine Kämpfernatur, lässt sich nicht unterkriegen und hat zahlreiche Bewerbungen geschrieben. Warum sie nur Absagen bekam, ist für sie klar: „Natürlich sagt niemand die Wahrheit, meist wird behauptet, der Job sei schon vergeben. Sie sehen nur den Rollstuhlfahrer. Meine Qualifikationen interessieren da keinen mehr.“ Doch genau die sind bei ihr hervorragend: „Mit einem Hauptschulabschluss und der Fachoberschulreife ist Frau Oppers gut aufgestellt – das gibt es nicht oft“, sagt Günther Hümbs, Reha-Berater bei der hiesigen Agentur für Arbeit.

Handicap ist letztlich völlig belanglos

Aufgrund einer Lese- und Rechtschreibschwäche kam eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich nicht infrage: „Über die Maßnahme bei der Kurbel konnte sie sich aber in den Beruf der Kinderpflegehelferin einarbeiten.“ Schnell hat sie sich dort eingefunden und wurde als Hilfskraft übernommen: „Ich bin mehr als glücklich, das ist wirklich mein Traumberuf“, schwärmt Oppers. Täglich betreut sie acht Kinder: Basteln und spielen stehen auf dem Tagesprogramm. „Durch meine Behinderung kann ich natürlich nicht alle Aufgaben übernehmen, wie Berichte schreiben oder den Kindern beim Klettern helfen.“ Doch sie liebt ihre Arbeit: „Ich bin stolz, dass ich nicht auf andere angewiesen bin und mein eigenes Geld verdiene. Das Lächeln der Kinder zeigt mir jeden Tag, dass ich alles richtig mache.“ Auch Hümbs bestätigt: „Ein Handicap ist am Ende oft völlig belanglos.“

Doch er weiß auch um die Probleme auf dem Arbeitsmarkt: „Viele Unternehmer haben Angst, dass ein behinderter Mitarbeiter mehr Betreuung benötigt oder schwieriger zu kündigen ist. Dabei sind sie häufig sehr zuverlässig und motiviert.“ Zu der Unsicherheit vieler Arbeitgeber komme noch das Nichtwissen über die Förderungsmöglichkeiten hinzu. Hümbs: „Wir statten beispielsweise den Arbeitsplatz der Behinderung entsprechend aus und übernehmen dafür auch die Kosten.“

Aufgeben kommt nicht infrage

Darüber hinaus zahlt die Arbeitsagentur für zwei Jahre einen Zuschuss zum Gehalt, den so genannten Eingliederungszuschuss. Und genau das bereitet der 29-Jährigen zurzeit große Sorgen, denn im Dezember endet dieser Zuschuss für sie – alle Fördermittel sind ausgeschöpft: „Zurzeit hänge ich sehr in der Luft und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Seit Wochen drehen sich meine Gedanken nur darum, dass ich nicht arbeitslos sein möchte“, erzählt Oppers. Zwischen Verzweiflung und Enttäuschung mischt sich große Wut: „Es kann doch nicht sein, dass Arbeitgeber behinderten Menschen nur einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen, wenn sie den Zuschuss bekommen“, so die 29-Jährige.

Auch Kita-Leiterin Barbara Steinings beklagt: „Während der Maßnahme müssen sich die Menschen qualifizieren, Praktika absolvieren und wofür? Dass sie der Arbeitgeber nach zwei Jahren wieder vor Tür setzt.“ Doch Aufgeben kommt für Jennifer Oppers nicht infrage. „Meine einzige Möglichkeit ist, mich am Käthe-Kollwitz-Kolleg zur Erzieherin ausbilden zu lassen. Doch die Berufsschule ist zurzeit noch nicht barrierefrei. Die Ungewissheit, wie es weitergehen soll, ist schwer auszuhalten.“