Oberhausen. Das hinter dem Schloss installierte Projekt vergänglich, in der digitalen Welt lebt es weiter. Zuschauer beobachten das Künstler-Duo .

„Museum, Gesellschaft, Zukunft“: Zum Motto des Internationalen Museumstags passt das Kunstprojekt „Hold the Line“ von Becker Schmitz und Pascal Bruns. Deshalb hatte die Ludwiggalerie die beiden Künstler und Interessierte dazu eingeladen, es im oder am Schloss zu zeigen.

„Hold the Line“ sind aus schwebenden Linien entstehende Räume, die spontan von Becker Schmitz und Pascal Bruns erschaffen werden. Eigentlich dort, wo sie es gerade wollen und nicht auf Einladung an einem bestimmten Ort. Und so passte nicht ganz zum Projekt, dass sich Leute zur angekündigten Uhrzeit im Schlosshof einfanden, neugierig auf das, was geschehen würde. „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass hier etwas entstehen soll“, sagte Roswitha Hagedorn, die mit ihrer zehnjährigen Enkelin Melissa schon da war, als die beiden Künstler das Projekt vorbereiteten.

Nylonband als Künstler-Werkzeug

Zu einem schmalen Band formten sie Polyethylenstreifen von der Rolle und spannten es um die Schlosshof-Bäume, während sich immer mehr Zuschauer einfanden. „Fühlt sich an wie die blauen Müllsäcke“, sagte jemand nach Berührung des Bandes. Weitere Künstler-Werkzeuge sind Nylonband, eine Leiter sowie ein Stativ und Kamera oder Smartphon, schließlich handelt es sich um eine Aktion, die gefilmt und ins Netz gestellt werden soll.

Etwas irritiert waren die Zuschauer schon, als die beiden Initiatoren das Band wieder von den Baumstämmen holten, aufrollten und samt Werkzeugen plötzlich durchs kleine Schloss in den Kaisergarten entschwanden, weil sie hofften, dort mehr Publikum anzutreffen. Dem war nicht so, aber die treuen Interessenten folgten ihnen. „Wer sich nicht bewegt, kann nichts entdecken“, meinte Becker Schmitz. „Wer nicht guckt, findet nichts.“

Etwas zeichnerisches inszenieren

Zu gucken gab’s aber erst etwas, als die beiden in der Panoramagalerie das Band erneut befestigten, um es dann durch ein Fenster nach draußen in den Park zu ziehen. „Künstler sind eben unberechenbar“, meinte Kulturdezernent Apostolos Tsalastras, der sich unter die Zuschauer gemischt hatte. „Steigert die Neugierde“, bestätigte ihn jemand.

Becker Schmitz stellte sich auf die Publikumserwartung ein und erklärte, dass das, was nun geschehen werde, sonst irgendwo in Deutschland oder anderswo stattfinden könnte. „Ihr könnt euch bewegen, das Material anfassen, filmen, was ihr wollt. Wir werden etwas Zeichnerisches, Grafisches inszenieren.“

Kunstwerk nimmt Form an

Und so geschah es auch. Tatort: Wiese vor dem Teich. Familie Schwan war etwas argwöhnisch, während von Laternenmast zu Baum zu Ast zu Baum gespannt, nun das Kunstwerk räumliche Formen annahm und tatsächlich den Eindruck machte, als würde es schweben. Manch einer ging weg, andere kamen dazu. „Watt wird datt denn?“ Becker Schmitz zückte das Smartphon und zeigte den Leuten die schon an anderen Orten realisierten Projekte und dass es eine Karte gibt, auf der alle Kunstorte verzeichnet sind. Der Oberhausener Kaisergarten ist nun ein neuer Kunst-Projekt-Punkt unter vielen. Das Gesamt-Kunstwerk soll weiter wachsen. Dass immer mal ein realer Ort wieder verschwindet, stört das Künstlerduo nicht. „Ist ja alles digital archiviert.“

„Eine schöne Momentaufnahme.“ Nina Dunkmann, Kuratorin der Ausstellung Green City, war zufrieden, obwohl auch sie erwartet hatte, dass eine Linie doch noch in den Schlosshof führen werde. „Macht nichts, Kunst kann man eben nicht bestellen, Kunst ist frei.“